Rivière d'Etel

Rivière d'Etel

Fluss, Ria oder Strom ? Was sehr nach einer Ria, einem Aber, also in etwa wie ein Fjord aussieht, ist in Wirklichkeit ein Küstenfluss, ein Strom. Bekannt unter dem Namen « Rivière d'Etel » oder « Ria d'Etel », entspringt der Strom in Penhoët im Osten der Gemeinde Languidic im Departement Morbihan (56) in der Bretagne. Auf den ersten 100 Metern fliesst er unter dem Namen Rion, später nennt er sich Pont-Roc'h, in Nostang erhält er dann seinen endgültigen Namen « Rivière d'Etel ». Jetzt verwandelt sich der Fluss zu einem wahrhaftigen Binnenmeer von etwa 22 Quadratkilometern. Inseln und Inselchen, wie grüne Tupfer im wilden Strom, die bekannteste unter ihnen ist wohl Saint-Cado. Nach etwa 35 Kilometern mündet der Strom dann bei Etel in den Atlantischen Ozean. Genau an der Mündung befindet sich die sogenannte « Barre d'Etel », eine wandernde Sandbank die der Schiffahrt einiges Kopfzerbrechen bereitet.

Rivière d'Etel

Datum :                    06 und 07 September 2017

Länge :                     35 Kilometer

Quellhöhe :              100 m

Quelle :                     Penhoët, in der Gemeinde Languidic im Departement Morbihan (56)

                                  47°49'49"N            3°04'26"W

Mündungshöhe :       0 m

Mündung :                 Etel

                                  47°38'39''N           3°12'47''W

Länder :                      Frankreich (Bretagne)

     Wasserturm und Wiese in der Nähe der Quelle


06 September 2017

Von der Quelle nach Nostang

Nahe dem Ort genannt Penhoët, östlich der Stadt Languidic gelegen, auf etwa 100 m Höhe befindet sich die Quelle der « Ria d'Etel ». Sie ist schwer aufzufinden in der Nähe eines sehr hohen Wasserturms, zwischen einem kleinen Wald und einem Maisfeld. Dank Wikipedia und meinem GPS kann ich mich der Quelle jedoch auf etwa 150 m nähern. Zuerst wandere ich auf Feld-und Forstwegen ohne das noch junge Bächlein auch nur zu sehen. Am Anfang heisst der Bach « Rion ». Als ich ihn zum ersten Mal überquere befindet sich kein Wasser dort, ich kann ihn aber anhand der Vegetation ausfindig machen. Auch bei unserer zweiten Begegnung bleibt er unsichtbar, gibt aber trotzdem ein Lebenszeichen von sich. Unter der Strasse hört man die gluckernden Geräusche eines klitzekleinen Wasserfalls. Während den ersten zwei Dritteln des Weges muss man viele kleine Umwege in Kauf nehmen. Wenn sich das Flüsschen auch rar macht, werde ich von der Natur voll entschädigt. Ich befinde mich voll im bretonischen Binnenland. Hauptattraktion sind allerlei Bäume und Sträucher. Kieffern, uralte Eichen, Nussbäume, Lorbeer, Feigen und viele weitere. Der Rion fliesst zuerst von Osten nach Westen, südlich von Languidic fliesst er dann nach Süden. Der Fluss lässt es ruhig angehen, zumindest bis auf Höhe des Bahnhofs von Brandérion. Hier irre ich mich mit dem Weg und laufe 2 Kilometer umsonst. Umsonst? Nein, nicht wirklich! Am Ende eines kleinen Waldes und Anfang einer grossen Wiese, hat ein Bussard ein Kaninchen erbeutet. Bei meinem Erscheinen lässt er vor Schreck seine Beute wieder fallen und das Kaninchen verschwindet schnellstens im Unterholz. So gesehen war mein Umweg nicht umsonst, ich habe immerhin ein Leben gerettet. Der Rion ändert jetzt seinen Namen und heisst nun « Pont Roc'h ». Das letzte Drittel zeigt sich nun auch interessanter. Ein schöner Waldweg führt jetzt immer öfter direkt am Fluss entlang bis nach Nostang, meinem heutigen Ziel.


07 September 2017

Von Nostang bis zur Mündung

Ein ausgefüllter Tag unter bedecktem Himmel, glücklicherweise regnet es jedoch nicht. Fast der gesamte Weg führt über Feldwege und hauptsächlich über Küstenpfade. Nur die ersten 3 Kilometer von Nostang aus wandere ich über eine verkehrsarme Nebenstrasse. Nun habe ich nicht mehr das Gefühl am Ufer eines Flusses zu sein sondern am Meer. Es handelt sich ja jetzt auch um einen « Aber », ähnlich einem norwegischen Fjord, nur ohne Felsen. Die Ria d'Etel, ein wahrhaftiges Binnenmeer, mit vielen Armen und vielen, manchmal gut versteckten Verästelungen. Es ist gerade Ebbe, deshalb kauern alle Schiffe in schiefer Stellung und lauern darauf, dass das Wasser wiederkommt. Alle Vögel, Möwen, Kormorane, Schwäne und Enten finden hier in dem schlammigen Boden reichlich Futter. Die Küstenpfade eignen sich hervorragend zum Fotographieren. Alle diese Seitenarme der Ria bieten fantastische Motive aus allen möglichen und unmöglichen Blickwinkeln. Es ist ein spektakulärer Strom, wild und auch gefährlich wenn man die Strömungen und Strudel im Wasser beobachtet. Die Angler müssen die Strömungen gut kennen um ihre Boote zu ankern. Meine Mittagspause mache ich gleich neben einer Brücke, dem « Pont Lorois ». Diese Brücke ist die einzige Möglichkeit den Strom zu überqueren, es sei denn man nimmt das kleine Fährschiff das einen in wenigen Minuten von Etel nach Le Magouër bringt. Aber noch vor « Le Magouër gibt es den kleinen Hafen von Vieux-Passage, sehr klein, jedoch mit Postkartenidylle.

À propos Postkartenidylle, auf gar keinen Fall die Hauptsehenswürdigkeiten der Ria verpassen. Zum Beispiel das kleine Haus auf der Insel Nichtarguer gleich neben der Insel Saint Cado. Im Norden Etels bekommt die Ria einen Zufluss, den « Sac'h ». Die Mündung der Ria zeigt sich von ihrer schönsten Seite, gelber Sand an beiden Ufern, Segler, Kitesurfer, Angler und vor allem viel Wind. Die Ria mündet hier mit voller Kraft in den riesigen Ozean. Aber darüber hinaus, genau vor der Mündung, wartet noch eine grosse Gefahr. Die « Barre d'Etel », eine Sandbank, unsichtbar und ständig in Bewegung, verändert ihre Lage mit den Gezeiten. In den sicheren Hafen einlaufende Schiffe werden stets vom « Sémaphore » überwacht. Interessant vielleicht noch, die Frau die das Signalhaus bedient ist die erste und auch einzige Frau in Frankreich die diesen Beruf ausübt. Noch einige Worte zu Etel, die eigentliche Hauptstadt der Ria d'Etel. Etel hat nur knapp 2.000 Einwohner, führt den Titel Stadt und beherbergt das Thunfischmuseum. Hier befindet sich auch der Sitz der C.R.O.S.S.(Centres régionaux opérationnels de surveillance et de sauvetage), etwa Zentrum für Küstenwache und Rettungsdienste. Diese Verwaltung überwacht die Schifffahrt und ihre Sicherheit auf der gesamten Atlantikküste vom Finistère bis zur spanischen Grenze. Einige Restaurants und Geschäfte im Hafenviertel um die zahlreichen Touristen bei Laune zu halten. Und um dem Ruf Touristenstadt gerecht zu werden wird jeden Dienstag ein Markt abgehalten. Ausserdem ist die gesamte Ria berühmt für ihre Austernzucht, ihre Landwirtschaft, die Berufsfischerei . Aber auch Freizeitangler, Taucher und alle möglichen Wassersportler kommen zu ihrem Vergnügen. Kurz, Etel hat alles zum Verführen.


                                           Wahrzeichen der Ria d'Etel, das Haus auf der Insel Nichtarguer

                                               Brunnen mit keltischem Kreuz auf der Insel von Saint Cado