Minett Trail
Minett Trail
Esch/Alzette ist eine der Kulturhauptstädte Europas des Jahres 2022. Luxemburgs zweitgrößte Stadt mit rund 36.000 Einwohnern. Neben den vielen kulturellen Veranstaltungen interessiert mich vor allem ein Projekt. Ein eigens dazu angelegter Wanderweg. Der "Minett-Trail". Die "Minette" ist das Erz, das im 20. Jahrhundert für die Stahlherstellung aus der Erde gewonnen wurde und das dieser Region im Südwesten des Großherzogtums den Reichtum des Landes beschert hat und ihr den volkstümlichen Namen verlieh. Die Hochöfen zeichneten die Silhouette dieser Region. Ein 90 km langer Weg wurde markiert, um all diese Rote-Erde-Städte und Dörfer zu verbinden. Wer auf dem Weg übernachten möchte dem bieten die "Kabaisercher", möblierte Hütten, einen gewissen Komfort.
18 März 2022
1. Etappe: Küntzig nach Petingen 7,5 km
Eine kurze Etappe, aber doch lang genug um meine neuen Schuhe zu testen. Nach etlichen vergeblichen Versuchen, den Anfang des Weges zu finden, beginne ich meinen Weg schließlich in der Nähe des alten Bahnhofs, der heute eine Brasserie-Restaurant beherbergt. Der Weg führt zunächst durch ein Wohngebiet und dann in den Wald hinein. Nichts Spektakuläres, entlang der belgischen Grenze versperrt ein Zaun den Wildschweinen den Zugang zum Land um so die Schweinepest zu verhindern. Das erste Dorf heißt Linger und bald überquere ich eine hübsche Brücke über die Korn, kleiner Fluss der in Luxemburg entspringt. Die Korn ist der einzige Fluss in Luxemburg, der in das Maasbecken mündet. Der Weg verläuft für einen Moment am Fluss entlang durch einen Park und steigt dann zum Bahnhof Petingen an, vorbei am Verwaltungsgebäude der Gemeinde. Hier muss man auf die Markierungen achten, eine fehlt... schon. Die erste Etappe beende ich kurz vor dem Bahnhof. Die Schuhe sind gut, sehr gut sogar.
21 März 2022
2. Etappe: Petingen nach Differdingen 18,3 km
Der Tag verspricht sonnig zu werden, der erste echte Frühlingstag. Diese 2. Etappe beginnt am Bahnhof Petingen. Nachdem ich am Friedhof entlang gelaufen bin, geht es in den Wald hinein. Ein steiler Anstieg wärmt auf. Wieder fehlt eine Markierung, hier bitte rechts abbiegen! Viele Wanderwege rund um den "Prënzebierg" dann zum "Giele Botter" mit seinem Baggerweiher, in dem sich Bäume und Sträucher wunderbar spiegeln. Hier sieht man deutlich, was der Name "Rote Erde" soll, die rötlichen Felsen zeigen es. Weiter geht es über grasbewachsene Waldwege zum Fond-de-Gras, einem kleinen Tal, in dem der Erzabbau bereits um 1955 endete. Heute verkehren hier alte Loks und Waggons die Touristen auf alten Bahntrassen in ausgelassene Stollen fahren und im Sommer drängeln sich die Menschen am Tag der offenen Tür auf dem Gelände um Fotos zu schießen. Noch etwa 5 km und ich erreiche Lasauvage, ein kleines Bergbaudorf, komplett renoviert. Ein Ort, an dem ich gerne leben würde. Der Friedhof von Lasauvage liegt auf französischem Staatsgebiet, einzigartig für ein luxemburgisches Dorf. Ein hübscher Park mit modernen Ruhebänken lädt mich mit Blick auf die Kirche Sankt-Barbara, ebenfalls ein Schmuckstück, zur Jause ein. Ich folge nun einem kleinen Fluss, der Crosnière, auch Ru de la Côte Rouge genannt, er bildet die Grenze zu Frankreich. Noch ein steiler Anstieg, dann erreiche ich Differdingen, von wo ich mit dem Zug zurückfahre.
25 März 2022
3. Etappe: Differdingen nach Esch/Alzette 14,6 km
Wieder ein sehr sonniger Tag. Ich gehe dort weiter, wo ich vor ein paar Tagen aufgehört habe. Gleich am Anfang, ein Tunnel, die Gleise einer Schmalspurbahn und ein Museum, hier wurden bis 1957 die Gruben von "Grôven" bis 1957 ausgebeutet. Etwas weiter, in der Nähe von Oberkorn, ein weiteres Highlight, zumindest für mich. Die Quelle der Korn. Schön angelegt, ausgestattet mit einer Ruhebank, umgeben von blühenden Narzissen. Ich verbleibe einen Moment verbleibe um dem Raunen des Wassers lausche, das nach etwa 122 km bei Sedan in die Maas mündet. Der Waldweg führt weiter durch einen Steinbruch und verläuft dann ab Belval-Redingen entlang der Eisenbahnlinie. Ich sehe schon die Silhouette der Universität Belval, dieses sich schnell entwickelnde Viertel, das eine richtige Universitätsstadt werden will. Baustellen überall. Ich weiß nicht, ob ich das alles schön finden soll oder nicht, aber früher oder später muss man sich wohl daran gewöhnen. Die Hochöfen von Belval wurden restauriert und sind Attraktionen, die auf dem Gelände besichtigt werden können. Kurze Pause am futuristischen Bahnhof, der nicht weit entfernt ist. Nun führt der Weg größtenteils entlang einer Hauptstraße und Bahngleisen bis nach Esch an der Alzette, der mit 36.000 Einwohnern größten Stadt am Minett Trail. Bevor ich am Bahnhof ankomme, an dem diese Etappe endet, gehe ich über die längste Geschäftsstraße Luxemburgs und den Fluss Alzette, der im Untergeschoss dieser Straße begraben ist.
29. März 2022
4. Etappe: Esch/Alzette nach Bergem 14,1 km
Diese 4. Etappe beginnt mit einem Aufstieg. Großer Luxus für einen Wanderer, ein Aufzug führt zu einer Fußgängerbrücke in futuristischer Architektur die die Innenstadt mit dem Park "Gaalgebierg" verbindet. Den Tennisplatz lasse ich hinter mir, dann das Emile-Mayrisch-Stadion. Jetzt verläuft der Weg naturnaher durch eine angenehme Landschaft auf Gras-und Waldwegen inmitten roter Felsen. In Schifflingen lädt dann der Planetenweg zu einem Ausflug durch unser Sonnensystem ein. Tafeln informieren über die Planeten, sogar in Blindenschrift. Reste der "Gro Minière", einer schmalen Eisenbahnlinie, sind noch sichtbar. Ich verlasse den Wald und laufe durch Wohngebiete. Der letzte Teil der Wanderung führt durch das Naturschutzgebiet "Dumontshaff". Die renaturierte Alzette schlängelt sich sanft durch dieses Überschwemmungsgebiet. Ich sehe Weißstörche, aber auch Wasserbüffel. Diese können sich in einem bestimmten Bereich frei bewegen. Der Wanderer begegne also auch ihnen mit Respekt, Ruhe und Misstrauen. In Bergem beende ich diese schöne und interessante Etappe nach 14 Kilometern.
11 April 2022
5. Etappe: Bergem nach Bettemburg 17,2 km
Nach dem erneuten Wintereinbruch und des schlechten Wetters der letzten Tage ist das Wetter endlich wieder gut. Die 5. Etappe startet im Dorf Bergem und der Weg führt schnell in Richtung Wald. Die Wege sind noch teilweise matschig. Es ist Blütezeit und die Sonne versteckt sich nicht mehr sondern lugt zwischen den Bäumen hervor. Bald bereichern Teiche die Landschaft und es ist Zeit für eine erste Kaffeepause. Es geht noch eine ganze Weile weiter auf dem Forstweg bis zu einem Hotel am Rande der Autobahn A3. Ein Tunnel unter der Autobahn führt mich in das hübsche Dorf Livange. Hier mache ich eine Jause am Ufer der Alzette inmitten des Vogelschutzgebietes Roeserbann. In Peppange komme ich am Kutschenmuseum vorbei und betrete erneut einen Waldweg, der mich zum Bettemburger Märchenpark führt. Noch ein Kilometer bis zum Bahnhof Bettemburg. Diese kleine Stadt ist heutzutage für ihr Schienennetz bekannt, das mit einem großen Rangierbahnhof und einem internationalen Containerterminal ausgestattet ist. Bei der Kirche beende ich diese Etappe nach 17 km. Es muss gesagt werden, dass diese 5. Etappe des Minett-Trails weder Felsen, rote Erde noch Hochöfen enthält, also nichts, was an die "Minette" erinnert.
13. April 2022
6. Etappe: Esch/Alzette nach Tetingen 14,1 km
Wie bereits vor wenigen Tagen startet auch diese 6. Etappe an der Fussgängerbrücke neben dem Bahnhof Esch/Alzette. Einziger Unterschied, der Fahrstuhl ist kaputt, also nehme ich die Treppe. Ein fast willkommenes Aufwärmen. Im Park des "Gaalgebiergs" biege ich diesmal nach rechts ab. Der Pfad steigt zum Tierpark (kostenlos) an und steigt dann in den Wald hinab. Ich komme am Bergwerk Heintzenberg vorbei und betrete dann das Gelände Ellergronn. In den Gebäuden der ehemaligen Cockerill Mine wurde unter anderem ein Natur- und Waldzentrum eingerichtet. Hier muss man sich Zeit nehmen, hier könnte man Stunden verbringen. Ich marschiere weiter durch den Wald bis zu einem kleinen, malerischen Teich an dem ich eine Kaffeepause einlege. Der Waldweg führt jetzt weiter zum "Käler Poteau", an diesem Ort steht ein Denkmal, das den beiden Fliegern gewidmet ist, die 1952 beim Absturz ihres Flugzeugs ums Leben kamen. Ich betrete wieder den Wald und ein wunderbarer Weg führt mich zum Bahnhof Tetingen.
16. April 2022
7. Etappe: Tetingen nach Düdelingen 18,4 km
Diese letzte Etappe ist eine der schönsten. Sie zeigt die Minette im Fokus, das gute Wetter tut das Übrige. Rote Erde, Felsen, Gras- und Waldwege wechseln sich ab. Ich beginne diese Wanderung an einem Ort namens "Léiffrächen" in der Gemeinde Kayl. Dieser Ort ist als nationales Denkmal für Bergleute eingestuft. Zusammen mit der Höhle von "Léiffrächen" (Wallfahrtsort) bietet dieser schön angelegte Platz mit Ruhebänken ausserdem eine außergewöhnliche Aussicht. Einige hohe, rote Felsen folgen in einer sanften Landschaft die angenehm zum Wandern ist. In Rümelingen erwartet Sie das Nationale Museum der Eisenminen, Sie können alte Maschinen bewundern oder eine Tour mit der Grubenbahn machen. Immer wieder entdecke ich neue Felsformationen bis auf die Höhe von Tetingen beim "Bremsbierg", wo eine alte technische Anlage ein neues Gesicht bekam. Sie zeigt, wie der Transport der "Minette" ins Tal stattfand. Bald biegt der Weg nach Osten in Richtung Düdelingen ab. Der Weg ist weiterhin interessant und ich schlängele mich oft zwischen großen Steinen hindurch. Einziges Manko ist die Beschilderung. Dubiose Zeitgenossen haben alle Signale verwüstet und sogar etliche gestohlen. Schade, denn bisher war die Beschilderung vorbildlich. In Düdelingen erreiche ich das Ende des Minett Trails.