Lechweg

Lechweg

Von der Quelle bis zum Fall

Datum :                13 - 19 September 2020

Länge :                 264 Kilometer

Quellhöhe :          1840 m        47°10'25'' N           10°00'14'' O

Quelle :                 Dalaas (Formarinsee)

Mündungshöhe : 392 m

Mündung :             in die Donau bei Marxheim (D) 48°44'06''N 10°56'13'' O

Länder :                 Österreich, Deutschland

Eine der letzten Wildflusslandschaften Europas. 125 Kilometer von der Quelle des Lech am Formarinsee in Vorarlberg bis zum Lechfall in Füssen im Allgäu. Soweit geht der bekannte Wanderweg, von dem hier geredet wird. Der gesamte Fluss ist jedoch mehr als doppelt so lang und mündet bei Marxheim, nicht weit von Donauwörth in die Donau. Der Lechweg ist ein Weitwanderweg und führt vom Hochgebirge bis ins Alpenvorland

Formarinsee
Formarinsee

13 September 2020

Formarinsee - Lech am Arlberg   15,7 km

Mit einem doppelstöckigen Bus geht es von Lech zum Formarinsee auf 1.840 m. Respekt für den Busfahrer, denn die Strasse dorthin ist extrem eng und er muss all seine Fahrkünste unter Beweis stellen. Am Parkplatz in der Nähe des Formarinsees spuckt er seine Ladung aus. 18 € kostete die Fahrt, nicht gerade geschenkt. Genau hier beginnt der Lechweg und die meisten Wanderer gehen auch gleich ab hier weg. Ich laufe jedoch noch die 15 Minuten zum Formarinsee um in seiner Nähe die Quelle ausfindig zu machen. Das Quellgebiet ist schnell gefunden und ich mache mich wieder zurück zum eigentlichen Ausgangspunkt. Die vielen Wanderer aus dem Bus haben sich inzwischen weitgehends verteilt, trotzdem sind noch viele vor sowie hinter mir. Der Weg ist zunächst sehr steinig und man muss höllisch aufpassen, gutes Schuhwerk ist auf jeden Fall angesagt. Nachdem sich der Formarinbach mit dem Spullerbach vereinigt hat heisst der junge Bach jetzt Lech. Zahlreiche Nebenbäche lassen ihn schnell anwachsen. Bald legt das Flüsschen an Geschwindigkeit zu und rauscht ungebremst zu Tal. Die Landschaft ist grandios, hohe Bergmassive durch die sich tief unten der Lech schlängelt. Sein glasklares Wasser rollt mit tosendem Lärm sehr eindrucksvoll über die Steine. Langsam wird der Weg weniger steinig und es geht nun öfter über Holzstege am Wasser entlang. Nun ist es nicht mehr weit bis nach Lech am Arlberg, meinem ersten Etappenziel. Lech liegt im österreichischen Bundesland Vorarlberg auf einer Höhe von 1.450 m und wurde 2004 zum schönsten Dorf Europas gekürt.

14 September 2020

 Lech am Arlberg - Warth   11,0 km

Weiter geht es bei erneut sonnigem und warmen Wetter. Erst direkt am Lech entlang dann immer höher ins Gebirge. Erstaunlicherweise begegne ich kaum Wanderern. Eine fünfköpfige Frauengruppe und manchmal ein Wanderpaar, das ist alles. Kaum ein Dutzend, eine Wohltat nachdem gestern der Weg total überlaufen war. Ganz leicht lässt sich der Weg an, wird dann immer steiniger, up and down heisst die Devise, manchmal auch matschig und dann wieder sehr steil. Für den sportlichen Einsatz wird man aber mit tollen Aussichten auf die gewaltigen Bergmassive belohnt. Am Schluss dieser relativ kurzen Etappe geht es eigentlich nur noch auf einem Bergwaldweg mit vielen Steinen und hervorstehendenWurzeln bergauf. Warth, mein heutiges Etappenziel liegt sehr schön, ein kleiner See, einige Hotels, eine grosse Kreuzung, das ist alles.

15 September 2020

Warth - Steeg   15,6 km

Heute findet der Lechweg fast ohne den Lech statt. Er verlässt nun auch Vorarlberg und fliesst in Tirol ein. Etwas mehr als 6 Kilometer führt der Weg nun fast ständig bergauf bis auf etwa 1.600 m um dann überwiegend über Serpentinen bergab zu laufen. Unglaublich dass diese Serpentinen bis in die frühen 80ger Jahre dem Transitverkehr dienten. Davon merkt man heute kaum noch was, die Natur hat sich fast alles zurückerobert. Ab Kilometer 11 geht es endlich wieder am Lechufer entlang. 

16 September 2020

Steeg - Elbigenalp   21,2 km

Erneut wunderschönes Wanderwetter und für heute vorgesehen ein absolutes Highlight, die Hängebrücke von Holzgau. Zuerst geht es aber mal etwa 5 Kilometer am Lech entlang. Ich weiss nicht ob ich es schon erwähnt habe, der Lech ist der letzte Wildfluss Europas, d.h. ohne menschliche Eingriffe in den Lauf des Flusses. Ein riesiger Wasserfall tost von hoch oben herab und ganz in der Nähe ist eine Kneippanlage in der man sich die Füsse vertreten kann wenn man denn möchte. In Holzgau ist dann urplötzlich sehr viel Leben, kein Wunder, denn hier geht es zum Highlight, der Hängebrücke. Durch eine zweifelhafte Beschilderung laufe ich erstmal unter der Brücke hindurch, das ist auch die Originalroute für diejenigen die nicht schwindelfrei sind, vorbei am tosenden Simmswasserfall. Im grossen Bogen geht es wieder zurück in die Nähe der Hängebrücke. Eine letzte Chance die Brücke doch noch zu überqueren ist ein steiler Abstieg von knapp 10 Minuten. Die Chance nutze ich und versuche mich auf der Hängebrücke. Sie ist 200,5 Meter lang und 110 Meter hoch. Mir ist etwas mulmig, wackelt die Brücke doch etwas. Die Angst verschwindet augenblicklich und es macht sogar Spaß. Absichtlich schaue ich ausgiebig nach unten und halte mich nicht fest, kein Problem. Drüben angekommen gehe ich gleich wieder zurück, schließlich geht mein Weg ja auf der anderen Seite weiter. So, das wäre geschafft, meine vorgefasste Meinung über Hängebrücken hat sich nun grundlegend geändert. Ich kann diese Übung Ängstlichen nur empfehlen, es hilft. Über etliche Holzstege geht es weiter durch das Landschaftsjuwel "Schigge" in Richtung Bach. Hier komme ich wieder zum Fluss und wandere weitere 3 Kilometer an ihm entlang bis Elbigenalp, meinem heutigen Etappenziel. Elbigenalp ist das geographische Zentrum des Lechwegs und ist Geburtsort der legendären Geierwally.


17 September 2020

Elbigenalp - Stanzach   21,0 km

Noch vor 08:00 Uhr mache ich mich bei herrlichem Wanderwetter auf den Weg. Bis Häselgehr geht es am Lech entlang, inklusive einer Wegumleitung. Ab Häselgehr geht es dann wieder gehörig bergauf, am Doserwasserfall vorbei, dann weiter über einen schmalen Bergpfad. Ganz hoch oben, auf einer Bank mit herrlicher Aussicht auf den Lech und die umherliegenden Bergmassive geniesse ich meine Mittagspause. Ein deutscher Wanderkollege mit dem ich gestern die letzten 5 Kilometer zusammen gelaufen bin, gesellt sich zu mir. Was für ein Zufall ! Und wieder laufen wir die letzten Kilometer bis Stanzach zusammen. Ein interessanter Gesprächspartner, sicher werden wir uns morgen wiedersehen, er läuft den gleichen Weg bis zum Lechfall in Füssen.

18 September 2020

Stanzach - Pflach   32,1 km

Weiter geht es am letzten wilden Fluss Europas und seinem Tal entlang. Für längere Zeit läuft man gleich neben dem Lech, der breiter und breiter wird, man glaubt sich an einem riesigen Kiesbett. Steine, nichts als Steine, dazwischen der Fluss oder besser gesagt die Arme des Flusses, die sich täglich verändern oder neu bilden können. Der Lech hat es eilig und ich frage mich ob überhaupt Fische darin leben können. Ich habe bis jetzt noch keinen gesehen ebenso wenig einen Angler. In der Nähe der Forschacher Hängebrücke ist eine große Baustelle und eine langweilige Umleitung ist unvermeidbar. Bald führt der Weg etwas abseits vom Lech nördlich bis nach Weißenbach, einem schönen Dorf in dem ich mir in der Bäckerei einen Cappuccino genehmige. Ein angenehmer Pfad führt nun über Rieden nach Höfen. Jetzt wird der Weg immer anspruchsvoller, führt weg vom Lech, wird zu einem Panoramahöhenweg der um Winkl und Wängle führt. Damit nicht genug, geht es nun fast vertikal bis zur Costaneskapelle von der aus man eine herrliche Aussicht auf die Stadt Reutte geniessen kann. Dann geht es wieder bergab, am Frauensee vorbei, einem idyllisch gelegenen Badesee. Jetzt geht es eigentlich nur noch abwärts bis ich den Lech wieder erreiche. Im nahen Pflach beendige ich die heutige Etappe nach 32 Kilometern. Ich habe nun die Schuhe voller Füße...

19 September 2020

Pflach - Füssen (D)   15,0 km

Die heutige kurze Etappe entpuppt sich als eine für meine Begriffe eher langweilige jedoch schwierige Etappe. Den Lech bekommt man eigentlich gar nicht zu Gesicht, ausser am Schluss, am Lechfall. Erst geht es durch eine grüne, hügelige, eher schöne Landschaft. Bald aber geht es über steinige Wege bergauf. Teils schweres Terrain, manchmal sogar nur zugänglich mit Handdrahtseilen und Steigeisen die am Fels befestigt sind. Eine Wandergruppe vor mir entwickelt die grössten Schwierigkeiten um voranzukommen. Das geht so bis zum Alpsee. Der ist sehr idyllisch gelegen, spiegelglattes Wasser mit wunderschönen Aussichten. Das wissen wohl auch hunderte von Wanderern die hier in beide Richtungen unterwegs sind, es ist manchmal eine echte Herausforderung an ihnen vorbeizukommen. Den See hinter mir lassend wird es wieder ruhiger und bald darauf erreiche ich mein Ziel, den Lechfall, wunderschön sieht er aus. Nur scheint auch wieder die ganze Welt, einschliesslich meiner Frau, hier zu sein.

Ein wundervoller Weg geht nach 125 Kilometern zu Ende, eine schöne Erfahrung.