DER BODENSEE

BODENSEE

Zahlen und etwas Geographie

Der Bodensee ist mit seinen 536 km² einer der grössten Seen Europas. Auf einer Höhe von 395 m ü.M. liegt der See, seine grösste Länge ist 63 Kilometer und seine maximale Breite beträgt 14 Kilometer. Seine mittlere Tiefe beträgt 90 m und seine maximale Tiefe 254 m. Es gibt 3 Inseln, Lindau (0,68 km²), Mainau (0,45 km²) und Reichenau (4,3 km²).

Drei Länder teilen sich den Bodensee, Deutschland, Österreich und die Schweiz. Die Uferlänge beträgt 273 Kilometer, 173 km in Deutschland, 28 km in Österreich und 72 km in der Schweiz.

Etwa 200 Flüsse und Bäche speisen den See. Der Rhein, der aus den Alpen kommt erreicht den See zwischen Bregenz (A) und Rorschach (CH), fliesst als Seerhein weiter durch den See und verlässt ihn in Stein am Rhein (CH)

Grösste Stadt am Bodensee ist Konstanz mit 83.200 Einwohnern. Andere, mittelgrosse Städte, aber nicht weniger bedeutungsvoll sind Friedrichshafen, Radolfzell, Bregenz, Lindau, Überlingen oder auch noch Kreuzlingen.

                                image: lac-de-constance.fr

 1) Von Meersburg (D) nach Friedrichshafen (D) 25 km

18 April 2016

Gewöhnt an Flüssen entlang zu gehen, von den Quellen bis zu ihren Mündungen, gewöhnt zu beobachten und zu erleben, wie sich ein Rinsal zu einem würdigen Fluss oder Strom entwickelt, umrunde ich jetzt zum ersten Mal einen See, den Bodensee. Das ist etwas ganz anderes, das Wasser fliesst nicht, es steht. Gut, es gibt den Rhein der in den See eintritt und ihn wieder verlässt, nachdem er ihn unsichtbar, quasi im Untergeschoss durchflossen hat. Es gibt auch die Wellen der zahlreichen Schiffe die auf dem See zirkulieren. Ausserdem speisen etwa 200 Flüsse und Bäche den See.

Entgegen den Wettervorhersagen, regnete es überhaupt nicht bis zu meiner Ankunft, welch ein Glück ! Es war allerdings auch nicht sonnig, der Himmel war bedeckt und man konnte die Schweizer Alpen auf der anderen Seite des Sees kaum erkennen.

Ich beginne in Meersburg mit meiner Rundreise, aus dem einfachen Grund weil es der nächstgelegene Ort zwischen meinem Land und dem See ist. Meersburg ist eine kleine mittelalterliche Stadt mit 6.000 Einwohnern. Eine Burg, erbaut im 7ten Jahrhundert und ein « Neues Schloss », barock, aus dem 18ten Jahrhundert sind von weitem sichtbar. Meersburg ist auch bekannt dafür hochwertige Qualitätsweine herzustellen. Der Jakobsweg führt ebenfalls durch die Stadt. Mein Ziel ist es den See zu umrunden, also hebe ich mir eine Stadtbesichtigung für den Schluss meiner Rundreise auf. Hagnau, dann Immenstaad sind die ersten Dörfer. Es ist sehr angenehm son ah am See entlang zu wandern, alles steht in Blüte und man spürt den Frühling, auch wenn die Temperaturen noch etwas niedrig sind. Wegen Airbus, die hier mit ihrer Niederlassung « Defense & Space » zu Hause sind bin ich gezwungen einen grossen Umweg zu laufen. Während 4 Kilometern wandere ich auf einer Fahrradpiste entlang der stark befahrenen Hauptstrasse. Schlussendlich kehre ich an den Küstenweg zurück für den Rest des Tages bis nach Friedrichshafen. Diese schöne Stadt ist unter anderem Partnerstadt von Saint-Dié-des-Vosges (F). Nicht nur Airbus ist hier zu Hause sondern auch andere bekannte Firmen wie Dornier und Zeppelin in der Flugzeugbranche oder Maybach (Automobilindustrie). Von weitem orientiert man sich an den zwei Türmen der schönen Kirche des grossherzoglichen Schlosses.

                                                                                           Lindau (D)

2) Von Friedrichshafen (D) nach Lindau (D) 35 km

19 April 2016

Nachdem es sich in der Nacht ausgeregnet hat, kann es losgehen. Ich bin frohen Mutes und weil bald der Jahrestag unserer Hochzeit ist erstehe ich für meine Allerliebste Ohrringe bei einem kleinen Juwelier am Hafen. Ich möchte die Stadt nicht verlassen ohne vorher auf den 22 Meter hohen Metallturm geklettert zu sein. Er ist direkt in den See gebaut und man hat von ihm einen fantastischen Rundumblick. Eine ankommende Fähre aus der Schweiz fährt gerade in den Hafen ein und lädt ihre Passagiere samt ihren Autos aus. Gleich hinter der Stadt breitet sich ein Naturschutzgebiet auf etwa 5 Kilometern aus, das « Eriskircher Ried », etwas für Naturliebhaber. Seine 550 ha entfalten sich zwischen 2 Flussmündungen, die Rotach und der Schussen. Hier kann man seltene Vögel und Pflanzen bewundern. In dieser wohl tuenden Ruhe ist es um so angenehmer dem vergnügten Vogelgezwitscher zu lauschen. Unglücklicherweise sieht man den See trotz seiner Nähe eher selten, der Wildwuchs vieler Pflanzen ist dermassen üppig und hat Überhand genommen. Langenargen ist, wie sein Name es sagt, lang,sehr lang. Sein Schloss « Monfort » ist Wahrzeichen des Hafenstädtchens. Eigentlich kann man den Turm des Schlosses besuchen, aber im Moment ist hier eine Baustelle. In Kressbronn geniesse ich einen Kaffee auf einer schmucken Terrasse auf einem Ponton in dem kleinen Hafen, in dem Fährschiffe anlegen.

In Nonnenhorn verlängern gleich 2 Baustellen und Umleitungen meinen Weg beträchtlich. Dafür werde ich aber in Wasserburg voll entschädigt. Eine wundervolle Kirche und ein idyllischer Hafen mit Restaurants und Cafés bilden ein herrliches Postkartenmotiv. 6 Kilometer sind es noch bis Lindau in Bayern. Die Altstadt von Lindau befindet sich auf einer Insel mit demselben Namen. Im sehr animierten Hafengebiet herrscht Touristik pur, sehr viele Restaurants und Cafés mit Terrassen laden zum Verweilen ein. Fähren legen ab und an am einzigen bayrischen Leuchtturm. Er ist 37 m hoch und wurde im 13ten Jahrhundert erbaut. Dem Leuchtturm gegenüber steht eine monumentale Löwenfigur von 6 m Höhe, das Wahrzeichen Bayerns.

                                      Seebühne in Bregenz (A).  2016 "Turandot" von Giacomo Puccini

3) Von Lindau (D) nach Bregenz (A) 14 km

20 April 2016

Beim Aufstehen hat sich die Sonne schon in Stellung gebracht. Auf der Insel Lindau sind trotz morgendlicher Stunde bereits sehr viele Menschen auf den Beinen. Einige Busse haben sich ihrer Fracht entledigt, Besucher aus aller Herren Länder. Eine Fähre verlässt den Hafen und der Lärm ihres Nebelhorns dürfte nun auch den letzten Schläfer geweckt haben. Die Stimmung gefällt mir sehr, ich verweile noch einen Moment und beobachte ein Schwanenpaar das sein mit Eiern gefülltes Nest, etwas abseits vom Trubel verteidigt. Ich verlasse nun die Insel Lindau und wandere weiter durch die Stadt, zuerst an den Bahngleisen entlang, später wieder am See entlang.

So wie das Wetter, so hat sich auch der See herausgeputzt, blauer Himmel, klares Wasser das in der Sonne funkelt, im Hintergrund die noch schneebedeckten Alpen. Eine verzauberte Atmosphäre.

Die Leiblach, kleiner Fluss der die Grenze zwischen Deutschland und Österreich bildet, mündet hier in den Bodensee. Allererstes österreichisches Dorf ist Lochau. In der Ferne sieht man schon die Silhouette von Bregenz, Hauptstadt von Vorarlberg mit im Hintergrund ihrem Wahrzeichen, den 1067 m hohen Pfänder. Die restliche Strecke kommt mir wie ein Spaziergang vor auf einer Stadtpromenade am See entlang. Immer mehr Menschen, zu Fuss mit dem Rad oder sonstigen Fortbewegungsmitteln.

Meine Frau erwartet mich bereits am Bregenzer Hafen und wir essen zusammen Mittag auf einer sonnigen Terrasse genau vor den Fährschiffen. Eigentlich hatten wir eine Schiffahrt am Nachmittag vorgesehen, aber leider fahren nur 2, eines zu früh , das andere zu spät. Wir besuchen dann Bregenz und weil wir danach noch viel Zeit übrig haben, fahren wir mit dem Auto nach Dornbirn, 15 Kilometer entfernt von hier.

4) Von Bregenz (A) nach Rorschach (CH) 39 km

21 April 2016

Ein weiterer Schönwettertag kündigt sich an. Bregenz ist vor allem für sein sommerliches Musikfestival bekannt. Auf einer schwimmenden Bühne im See findet diesen Sommer « Turandot », von Giacomo Puccini statt. Die Konstruktionsarbeiten der Bühne sind schon beendet und ich nutze die Gelegenheit um auf die öffentlich zugängliche Tribüne zu steigen. Von hier oben hat man eine herrliche Aussicht und ich würde gerne einen Moment lang den Opernstar mimen. Aber ich muss weiterlaufen über friedliche, ruhige Wege, vorbei am Hafen, Strandbad und Spielfelder für alle möglichen Freizeitaktivitäten.

Die Bregenzerach ist ein Fluss von nur 80 km Länge, der aus den Alpen kommt und sich hier geradezu spektakulär in den Bodensee stürzt. In ihrem Gepäck bringt die Bregenzerach jedes Jahr etwa 250.000 m3 Sand und 7.000 m3 Kies mit.

Im Rheindelta überquere ich erst den « Neuen Rhein », in diesem Abschnitt sieht es so ähnlich aus wie in Holland. Polder und Deiche schützen die Ländereien vor Überschwemmungen. Stillgelegte Bahngleise, an denen ich einen Moment entlang gehe, befinden sich hoch auf einem Deich. Bald darauf gibt es Beschilderungsprobleme die meinen Weg unnötig aber beträchtlich verlängern. Das erklärt auch die aussergewöhnliche Länge der heutigen Etappe, fast 40 Kilometer. In Gaissau muss ich zuerst am rechten Ufer des « Alter Rhein » entlang gehen, während gut 3 Kilometern, dann den Rhein überqueren und anschliessend fast die gleiche Strecke wieder am linken Ufer zurückgehen. Ich bin nun in der Schweiz und der Weg führt an der lärmenden Autobahn entlang. An und für sich wäre der Weg angenehm zu laufen, nur, ich habe es satt und die Schuhe voller Füsse, so scheint mir der Weg unendlich. Eine letzte Anstrengung, an einem kleinen Flughafen entlang und dann noch der Eisenbahnlinie folgend ohne jemals den See zu sehen bis Rorschach (CH). Meine Füsse sind kaputt und ich habe eine grosse Blase am Absatz, ich möchte nur noch auf dem schnellsten Weg von meiner Allerbesten, die schon lange auf mich wartet, ins Hotel gefahren werden.

5) Von Rorschach (CH) nach Romanshorn (CH) 25 km

22 April 2016

Das Wetter spielt immer noch mit, es ist sogar ziemlich warm heute morgen und ich ziehe meine Weste aus. Vögel und Enten singen lauthals ihre Frühlingslieder an einem ruhigen und in der gleissenden Sonne spiegelnden Bodensees. Ein angenehmer Weg mit vielen schönen Ecken mit sauberen Ruhebänken, wo man gerne etwas länger verbleiben würde. Gegen Mittag treffe ich mich mit meiner Frau in Arbon zum gemeinsamen Mittagessen auf einer hübschen Terrasse gut gelegen am Hafen. Arbon, eine kleine, ruhige mittelalterliche Stadt mit einem schönen Schloss und mit genau so schönen Fachwerkhäusern im Stadtzentrum. Nach einem üppigen Essen, es ist gottseidank nicht üblich mittags zu essen während des Wanderns, geht die Reise weiter. Der Weg geht nun nicht mehr am See entlang sondern an der Eisenbahnstrecke. Was aber nicht weiter schlimm ist, denn es ist nicht mehr so weit bis Romanshorn, meinem heutigen Ziel. In Romanshorn gibt es einen lebhaften Hafen, wo Fähren an-und ablegen, wo in Schiffswerften gearbeitet wird und sich auch noch ein Bahnhof befindet, hier ist was los. Der kleine Yachthafen ist voll belegt mit Schiffen und in einem schön angelegten Park gehen viele Menschen spazieren.

Hier eine kleine Bemerkung : Im Gegensatz zu den französischen Yachthäfen sehe ich hier und überhaupt am Bodensee, dass die Schiffe mit speziellen Vorrichtungen zugedeckt und winterfest gemacht werden.

6) Von Romanshorn (CH) nach Konstanz (D) 26 km

23 April 2016

Es regnet heute morgen und es freut mich, dass ich meinen Schirm nicht umsonst mitgenommen habe. Weit weg von den Autos führt der Weg meistens direkt am See entlang. Eine sanfte und ruhige Gegend offenbart sich mir völlig unspektakulär, interressant jedoch die Häuschen die auf Pfählen gebaut quasi über dem See hängen. Die Häuser erinnern mich an die Gironde in Frankreich. Ich denke mal, es handelt sich hier um Wochenendhäuser die sich gut zum Angeln eignen, oder auch um Familienfeste zu feiern, für längere Aufenthalte eignen sie sich freilich nicht. Auf jeden Fall, umgeben von Wäldern mit den aufblühenden Bäumen und Pfaden die sich im Nichts verlieren, eignen sie sich hervorragend als Fotomotive. Etwas vor Kreuzlingen steige ich auf einen 30 Meter hohen Turm aus Holz und geniesse einen Panoramablick über Kreuzlingen und Konstanz. Ich komme genau in dem Moment in Kreuzlingen an als eine Fähre im blumengeschmückten Hafen anlegt. Ganz laute Musik stört meinen Frieden. Sie kommt aus der « Bodensee-Arena », exakt an der deutsch-schweizer Grenze gelegen. Hier wird ein Eishockeyspiel ausgetragen und hunderte lärmende Fans sind auf dem Weg dorthin. Nun bin ich in Konstanz, grösste Stadt am Bodensee. Es regnet nicht mehr oder fast nicht mehr. An dem sehr attraktiven Bahnhof vorbei erreiche ich den Hafen. Sehr viel Betrieb herrscht auf den Kais vor dem « Konzilgebäude » in dem die 45 katholischen Versammlungen von 1414 bis 1418 abgehalten wurden. Eine 9 Meter hohe Statue, die « Imperia » ist die Hauptattraktion im Hafen. 1993 errichtet, dreht sie sich alle 3 Minuten um die eigene Axe, den Papst und den Kaiser fest im Griff.

Ein unerwarteter Anruf heute morgen bringt mich dazu meine Reise hier zu unterbrechen. Ein Sterbefall in der Familie zwingt mich heim zu kehren und den Rest meiner Rundreise auf später zu verschieben...


Der Bodensee ... die Fortsetzung

7) Von Konstanz nach Stein am Rhein

13 Oktober 2017

Es sind jetzt 18 Monate her, dass ich meine Wanderung um den Bodensee wegen eines Sterbefalls in der Familie unterbrechen musste.

Bis heute hatte ich keine geeignete Zeit zum Weitergehen gefunden. Nun endlich kann ich diesen wunderschönen Weg fortführen. Letztes Mal war es Frühling, nun ist es Herbst. Interessant die Landschaft rund um den See zu zwei verschiedenen Jahreszeiten zu entdecken.

Es geht los in Konstanz, wo ich letztes Jahr aufgehört habe, an der « Imperia », dem Wahrzeichen der Stadt, der neun Meter hohen Statue.

Unglücklicherweise herrscht dichter Nebel, jedoch lässt dies im Oktober auf gutes Wetter schliessen, es wird also schön werden. Leider gibt es gleich zu Anfang eine grössere Baustelle die sowohl Fussgänger als Radfahrer daran hindert sich am See entlang fortzubewegen. Schnell bin ich über die deutsch-schweizer Grenze (man hat kaum noch die Gewohnheit) und wandere weiter auf einer Radpiste neben einer nur mässig befahrenen Strasse. Erst in Ermatingen kann ich mich dem See wieder nähern. Nun hebt sich der Nebel und die Sonne setzt sich für den Rest des Tages durch. Gegenüber nun die Insel Reichenau, bekannt unter anderem für den vielfältigen Gemüseanbau. Auf Höhe von Berlingen beginnt der Teil des Bodensees, der sich Untersee nennt. Die Distanz zwischen beiden Ufern wird mit jedem Kilometer geringer. Der Weg verläuft oft neben der Eisenbahn zwischen grossen Apfelbaumplantagen und Weinbergen. In Stein am Rhein, am westlichsten Punkt des Bodensees hört der See auf, hinter einer Brücke spricht man nicht mehr vom See sondern vom Rhein. Hier beende ich meinen Weg für heute. Nach über 30 Kilometern tun mir die Beine gewaltig weh. Der Rheinfall von Schaffhausen befindet sich nur etwa 20 Kilometer von hier. Ich profitiere von der Gelegenheit um zusammen mit meiner Frau im Auto das nahe Reiseziel zu besuchen. Es ist bereits zu spät um den Rheinfall von seiner guten Seite zu sehen, jedoch kann ich trotzdem einige Fotos schiessen. Der Rheinfall gehört zu den grössten Europas, 23 Meter auf einer Breite von etwa 150 Metern. Ein ohrenbetäubendes Spektakel !

8) Von Stein am Rhein nach Radolfzell

14 Oktober 2017

Es gibt wieder dichten Nebel heute morgen. Nach nur einigen hundert Metern verlasse ich die Eidgenossenschaft um wieder nach Deutschland zu gelangen. Schade, ich habe den schönen schweizer Akzent sehr gemocht. Man bemerkt die Änderung sofort, ab jetzt ist alles oder fast alles verboten. Alle möglichen Hinweisschilder die Dieses und Jenes verbieten sind nun an der Tagesordnung. Manche verleiten einen zum Schmunzeln. Erstes Dorf ist Stiegen, dann Kattenhorn, hier haben praktisch alle Häuser vor ihrer Tür ein Hinweisschild mit der Geschichte des Hauses. Äusserst interessant ! Nächstes Dorf ist Wangen, das mir sehr gut gefällt. Ich befinde mich nun auf der Halbinsel Höri, die durch ausgeprägte Schönheit bestechen soll. Leider lässt mich der Nebel diese Schönheit nur erahnen. Aber es werden auch ganz spezielle Fotos unter diesen Bedingungen. Hemmenhofen, dann Gaienhofen, sind Dörfer an denen die Passagierschiffe anlegen. Nun trete ich in ein Naturschutzgebiet ein in dem es sich besonders gut wandern lässt. Absolute Ruhe, keine störenden Geräusche, ausser gelegentlich das leise Surren von E-bikes, die langsam aber sicher Überhand über die traditionellen Fahrräder gewinnen. Eine liebliche Landschaft, geprägt durch riesige Bäume und grosse saftige Wiesen. Die Mittagsstunde ist längst vorrüber, der Nebel will einfach nicht weichen. Erst gegen 14 Uhr, in Iznang, macht die Sonne einige zaghafte Versuche ohne den Nebel wirklich zu verscheuchen. Erst allmählich löst sich der Nebel auf, während ich weiter nach Moos wandere, vorbei an grossen Gemüsefeldern. Jetzt ist es nicht mehr weit bis Radolfzell. Die stark frequentierte Strasse neben der Radpiste nervt ganz gewaltig während der letzten 3 Kilometer. In Radolfzell gibt es zwar eine Reihe schöner Gebäude, insgesamt aber bin ich von der Stadt etwas enttäuscht. Ich hatte mir ganz was anderes vorgestellt von dieser Stadt zumal sie einen gewissen Bekanntheitsgrad besitzt. 

9) Von Radolfzell nach Konstanz

15 Oktober 2017

Noch dichterer Nebel als gestern, wie schade ! Es ist Herbst, ohne Zweifel ! Mein Hotel befindet sich gegenüber vom Bahnhof, ich unterquere die Gleise durch einen Tunnel um zur Radpiste entlang des Sees zu gelangen. Dieser Teil des Sees ist bekannt unter dem Namen « Gnadensee ». Es dauert nicht lange und die Radpiste befindet sich wieder auf der seeabgewandten Seite der Gleise, entfernt sich sogar etwas vom See. Was aber nicht weiter schlimm ist, da man durch den dichten Nebel sowieso nichts sieht. Erstes Dorf ist Markelfingen, gefolgt von einem eintönigen Pfad neben der Hauptstrasse bis nach Allensbach. Hier kommt gerade ein pudelnackter Mann vom Baden aus dem See, Die Wassertemperatur ist höher als die Aussentemperatur. Diese kleine Stadt ist deutschlandweit bekannt für ihr « Allensbach Institut », hier werden Studien jeglicher Art erstellt. Am Ufer des Sees gibt es eine sehenswerte Ausstellung von Skulpturen, es ist der letzte Tag, welch ein Glück ! Nach dieser willkommenen Abwechslung geht es wie gehabt weiter, eintönig durch den Nebel bis zur Abzweigung zur Insel Reichenau. Die Insel ist durch einen 3 Kilometer langen, von einer Pappelallee umsäumtem Damm zu erreichen. Auf beiden Seiten des Damms trägt das Ried noch zusätzlich zur Verschönerung des bereits traumhaften Ortes bei. Der Nebel hebt sich etwas, jedoch nicht genug. Tausende von Enten quäken links und rechts der stark befahrenen Prachtallee. Meine geliebte Gemahlin, die die Insel per Auto erkundet erwartet mich in einem spanischen Restaurant wo wir dann zusammen speisen. Normalerweise esse ich während Wanderungen mittags nicht, aber für einmal ? Nach dem Mittagessen besuchen wir zusammen den westlichsten Punkt der Insel bevor wir unser Hotel in Konstanz ansteuern. Am Abend unternehmen wir noch einen kleinen Ausflug auf einem Segelschiff, einer sogenannten « Lädine » in der Konstanzer Bucht und erleben einen wunderschönen Sonnenuntergang. Danach kehrt der Nebel schon wieder langsam zurück.

10) Von Konstanz nach Ludwigshafen

16 Oktober 2017

Ein gemischter Tag kündigt sich an. Der Nebel will und will nicht weichen, er ist schon zur Gewohnheit geworden. Der Weg fängt an der Brücke im Stadtzentrum an. Die Oberfläche des Sees ist gänzlich von Nebel verhüllt, so sehen die Fotos dann auch sehr geheimnisvoll aus. Am kleinen Yachthafen vorbei geht es Richtung Nord-Ost, nach Staad, wo es einen grossen Hafen für ankommende Autofähren aus Meersburg gibt. Ein gut ausgestatteter Hafen für Passagiere mit ihren Autos. 8 oder 9 Pisten nebeneinander sind vorgesehen für die wartenden Autos. Aber es ist Herbst, die Ferien lange vorbei, also gibt es nur sehr wenige Autos, die hier warten. Ich wandere weiter auf einem Küstenweg bis zur Insel Mainau. Gleich zu Anfang der Strasse die die Insel mit dem Festland verbindet wird man zur Kasse gebeten. 19,90€ für einen Besuch. Natürlich lasse ich mir das nicht entgehen. Seltene Blumen, Sträucher und Bäume aller Arten. Eine Augenweide ! Eine üppige Vegetation, fast tropisch auf einer Insel von gerade mal 45 Hektar, paradiesisch. Ein Schmetterlingsgarten rundet den Inselbesuch ab. Verlassen der Insel vielleicht nicht ohne noch ein Souvenir zu kaufen. Ich bin gut 2 Stunden geblieben für einen oberflächlichen Besuch. Ein Kenner sollte jedoch gleich einen ganzen Tag einplanen. Ich muss jedoch meinen Weg fortsetzen. Wie zufällig steht am Ausgang ein Bus, gerade recht, ich nehme ihn für 5 Kilometer, so habe ich die « verlorenen » 2 Stunden wieder etwas wettgemacht. Im kleinen, lebendigen Hafen von Wallhausen ist der Küstenweg gesperrt, und dies anscheinend schon sehr lange. Ich bin gezwungen Forst-und Waldwege zu begehen bis nach Langenrain. Die folgende Umleitung will dass ich eine eintönige langweilige Radpiste neben der Strasse nehme. Ausserdem sieht man den See nicht ein einziges Mal, die Strasse führt über den « Bodanrück », bewaldete Hügel. Erst ganz am Ende, in Bodman-Ludwigshafen, finde ich den See endlich wieder. Dieser grosse Teil des Bodensees nennt sich « Überlinger See ». 

11) Von Bodman-Ludwigshafen nach Meersburg

17 Oktober 2017

Ich mag es nicht mich zu wiederholen, aber wie jeden Tag gibt es wieder dichten Nebel heute morgen. Zu Anfang meiner letzten Etappe wandere ich auf dem Fahrradweg neben der stark befahrenen Hauptstrasse, auch LKW's. In Sipplingen, einem schönen Dorf mit Fachwerkhäusern, kleinen verwinkelten Pfaden, Treppen, leider aber auch Baustellen mit Umleitungen, endet der Weg. Noch ein Kraftakt bis Überlingen, aber nicht ohne weitere Baustellen. Eine mittelgrosse Stadt von 22.000 Einwohnern in der es alle Wasseraktivitäten gibt. Die Stadt hat unter anderem eine Partnerstadt in Frankreich, Chantilly, im Norden von Paris. Ich denke, Überlingen ist eine schöne Stadt, aber leider sehe ich keine 20 Meter weit durch den Nebel. Ganz so als wäre der See überhaupt nicht vorhanden. Ich kaufe mir ein belegtes Brötchen das ich am kleinen Hafen vertilge. Einzige Abwechslung, zwei Angler in ihren jeweiligen Nachen halten für ein schönes Motiv her in dieser milchigen Suppe. Weiter geht es nach Unteruhldingen, sehr berühmt für seine Pfahlbauten, Weltkulturerbe der UNESCO. Das dazugehörige Museum ist ziemlich gut besucht und als ich die Warteschlange sehe entscheide ich mich weiterzulaufen. Es gelingt mir jedoch einige Fotos von den Pfahlbauten zu schiessen. Der Nebel verzieht sich nun ganz schnell und die Sonne setzt sich endlich durch. Es ist nicht mehr weit bis Meersburg, die Stadt in der ich meinen Bodenseerundgang einst startete. So, es ist vollbracht, der See ist umrundet, 273 Kilometer während 2 verschiedenen Jahreszeiten, eine wunderbare Reise.

Ich kann dieses Reiseziel nur jedem empfehlen, es ist attraktiv für den Fahrradfahrer und den Wanderer. Meersburg war für mich die schönste Stadt am Bodensee während Konstanz sicher die attraktivste ist. Friedrichshafen, Lindau und Bregenz sind für sich eine Reise wert. Aber unter gar keinen Umständen sollte man die Inseln Mainau und Reichenau verpassen.