DIE MOSEL

Die Mosel

Die Mosel entspringt nahe dem « Col de Bussang » auf einer Höhe von 731 m ü.M. Ein Brunnen stellt die offizielle Quelle dar (in Wirklichkeit liegt sie noch etwas höher). 560 Kilometer, davon 314 in Frankreich. Auf einer Länge von nur 39 Kilometern bildet die Mosel den Grenzfluss zwischen Luxemburg und Deutschland. Danach fliesst die Mosel ausschliesslich in Deutschland auf einer Länge von 208 Kilometern. Die Mosel ist Luxemburgs einziger schiffbarer Fluss und Mertert einziger Hafen des Grossherzogstums. Im grossen ganzen durchfliesst die Mosel die Städte Epinal, Toul, Pont-à-Mousson, Metz und Thionville (Diedenhofen) auf französischem Gebiet. Schengen, Remich, Grevenmacher und Wasserbillig heissen die wichtigsten luxemburgischen Ortschaften. Auf deutscher Seite schliesslich sind es hauptsächlich die Städte Trier, Cochem und Koblenz. Auf einer Höhe von 82 m ü.M. mündet die Mosel in Koblenz in den Rhein.

Datum :                                 26 April bis 23 Mai 2015

Länge :                                  560 Kilometer

Quellhöhe :                           731 m

Quelle :                                 Bussang ( Vosges 88 )        47°53'23''N     6°53'30"O

Mündungshöhe :                 60 m

Mündung :                            Koblenz (D)     50°21'56''N     7°36'23''O

Länder :                                Frankreich, Luxemburg, Deutschland

26 April 2015

Von der Quelle der Mosel nach Fresse-sur-Moselle (14km)

Nachdem wir gemeinsam ein schönes Wochenende in Colmar im Elsass verbracht haben, setzen mich meine Frau Josée und unsere Freundin Mylène an der Moselquelle ab, sie befindet sich auf etwas mehr als 700 m in den Südvogesen am Berg Drumont nahe am Col de Bussang. Die offizielle Quelle ist hier eingefasst und ein Monument dokumentiert den langen Weg der Mosel bis zur Mündung in Koblenz. Hier kann man noch auf jede Seite der Mosel ein Bein setzen. Natürlich tun wir dies alle und machen einige Erinnerungsfotos. Zeit zum Abschied nehmen von meiner Frau und unserer Freundin, und schon geht es abwärts an einer kleinen Strasse in Richtung Bussang, immer den noch jungen Fluss im Blick. Einige Weiher mit Ruhebänken bereichern die schöne bewaldete Landschaft. In Bussang bewundere ich den sehr bekannten « Théatre du Peuple », erbaut 1895. Es ist das einzige, ganz aus Holz gebaute Theater Frankreichs und ein wunderbarer Tribut an die grossen Wälder der Vogesen. Die ehemalige Bahnstrecke von Bussang nach Remiremont wurde 1989 geschlossen und einige Jahre später in eine Fahrradpiste umgebaut. Auf ihr wandernd erreiche ich Saint Maurice-sur-Moselle und etwas später mein Etappenziel Fresse-sur-Moselle wo ich im Hotel « Les Petits Sentiers » nächtige.

27 April 2015

Von Fresse-sur-Moselle nach Remiremont (34 km)

Es regnet in Strömen heute morgen. Trotzdem geht es weiter auf der Radpiste die sich so wunderbar zum Wandern eignet. Am Weg gibt es desöfter Häuser die vormals als Güterhallen oder Schrankenwärterhäuschen dienten. Die meisten von ihnen sind heute nach allen Regeln der Kunst renoviert und dienen Wohn und Freizeitzwecken. Manchmal entfernt sich der Weg leicht von der Mosel um aber gleich wieder zurückzukommen, so als fiele es ihm schwer ohne die Schönheit des Flusses und seiner lebhaften kleinen Wasserfällen zu existieren. Schnell verbreitern kleinere Zuflüsse die Mosel beträchtlich.

In Rupt-sur-Moselle begebe ich mich in ein Café um einen ebensolchen zu trinken, aber auch um mich etwas vor dem jetzt sehr heftigen Regen zu schützen.

Als ich weitergehe hat es glücklicherweise aufgehört zu regnen, das ist auch gut so, immerhin habe ich noch 15 Kilometer vor mir. Meine Mittagspause geniesse ich an einem sehr zauberhaften Ort direkt am Ufer. Genau hier bildet die Mosel einen Wasserfall von etwa einem Meter Höhe und nur einige Schritte entfernt stürzt sich ein grösserer Bach ebenfalls in die Mosel. Tosender Lärm in einer an sich ruhigen Umgebung wenn das Wasser über die Kiesel rollt. Scheinbar hält sich das gute Wetter jetzt, zumindest bis zu meiner Ankunft in Remiremont, als es erneut anfängt zu regnen.

Meine Stadtbesichtigung ist daher auch nur etwas oberflächlich unterm Regenschirm. Remiremont ist voll mit schönen Gebäuden, wie etwa das Stadthaus, die Bank von Frankreich, der Bahnhof, die Kirche, einige Schulgebäude ebenso wie das Polizeikommissariat und noch viele andere mehr. Wundervolle Arkaden schützen Geschäfte und Cafés. Es ist schön auf einer schützenden Terrasse eine Cola zu schlürfen also im Freien zu sitzen während es « draussen » regnet. Mein Hotel ist gut gelegen nahe dem Zentrum der Stadt. Im Restaurant lerne ich 4 Holländer kennen die eine Vogesenrundfahrt auf ihren « Harley Davidson » machen. Ich gehe früh zu Bett, die 34 Kilometer in den Waden machen mir nun doch zu schaffen.

                                                                                    Epinal (Vosges)

28 April 2015

Von Remiremont nach Épinal

Der Himmel zeigt sich heute morgen von seiner grauen Seite, aber immerhin, es regnet nicht. Keine Fahrradpiste mehr, schade. Nach der Überquerung der Moselbrücke führt mich ein Grasweg während einigen hundert Metern durch eine Industriezone und endet dann auf einer verkehrsarmen Nebenstrasse. Heute gibt es nur Asphalt inmitten der grossen Wälder der Vogesen. Hier und da mal ein einzelnes Haus oder sehr kleine Weiler. Erstes richtiges Dorf ist Eloyes mit ein paar kleinen Geschäften und dann Jarménil. Etwas weiter wirft sich ein Nebenfluss der Mosel, die Vologne in die Arme meiner treuen Begleiterin. Die während einigen hundert Metern ansteigende Strasse führt mich nach Archettes, einem sehr romantischen Dorf. Hinter Archettes steigt die Strasse weiter an ohne die Mosel jemals aus dem Blickfeld zu verlieren. Während einiger Zeit verlaufen nun die vierspurige Schnellstrasse, die Départementale und die Mosel quasi parallel zueinander in dieselbe Richtung, schön anzusehen trotzdem. Die verbleibenden 8 Kilometer bis Epinal sind recht monoton. Ausserdem gibt es nirgendwo eine Ausruhmöglichkeit oder gar ein Café um sich zu erfrischen. Für meine Begriffe ist Epinal schon eine grosse Stadt. Etwa 80.000 Einwohner unterbrechen jäh das stete Grün der Vogesen, was einen aber auch mal auf andere Gedanken bringt. Hier habe ich die Qual der Wahl, mal am rechten Ufer, mal am linken, viele Brücken überqueren die Mosel, eine schöner als die andere, alle sehr verschieden, mal alt, mal ganz neu und modern. Die Stadt hat ganz sicher manches zu bieten, an vorderster Front das Museum der « Images d'Epinal », weltberühmt für seine farbenprächtigen, spöttischen und gesellschaftskritischen Bilder. Cafés und Restaurants befinden sich auf dem « Place des Vosges » und laden zum Verweilen ein oder zum Beobachten von vorbeifllanierenden Menschen. Ich speise in einem Restaurant mit wunderschönem Blick auf die Basilika.


29 April 2015

Von Épinal nach Charmes

Es ist frisch heute morgen, nur knapp 1 Grad, aber die Sonne strahlt schon. Die Fahrradpiste ist auch wieder da und wird für den ganzen Tag meine Begleiterin sein, was für eine Freude. Die Attraktion des Tages ist zweifellos dass die Mosel jetzt parallel zum « Canal des Vosges » verläuft. Die beiden geben ein ideales Paar ab und ich wandere zwischen beiden schön in der Mitte und lasse mich von der himmlischen Ruhe einlullen. Einzig und allein das Gezwitscher der Vögel und das Geglugger des Wassers, welch ein Glück. Von Zeit zu Zeit kleine Schleusen auf dem Kanal, voll automatisiert heutzutage. Eigentlich schade, denn früher waren die Schleusenwärter das Salz und der Pfeffer auf einer langen Reise auf dem Kanal und brachten etwas Abwechslung in das eintönige Leben der Kanalschiffer. Auf halbem Wege, in Le Châtel, genehmige ich mir ein erfrischendes Getränk, denn es wird jetzt allmählich warm. Ich nutze die Gelegenheit und besuche den Ort der bekannt ist für seine Burg, eine der grössten Europas, sie erstreckt sich über 5 Hektar und ihre Mauern sind 1,4 Kilometer lang. Le Châtel steht selbstverständlich unter Denkmalschutz. Im Prinzip ist für den Rest der Etappe nichts Besonderes zu berichten, ausser vielleicht dass die Mosel sich immer noch in einem sehr natürlichen Zustand befindet und Wasserfälle noch immer auf der Tagesordnung stehen. Einfach nur eine herrliche Wanderung heute.

30 April 2015

Von Charmes nach Méréville

Wegen schwieriger Wetter-und Unterbringungsbedingungen entscheide ich mich zu mogeln und für das erste Stück des Weges ein Taxi zu organisieren, d.h. 22 Kilometer bis Velle-sur-Moselle. Es verbleiben noch 18 Kilometer zu Fuss bis Méréville. Ich habe ganz einfach darauf verzichtet 40 Kilometer unter strömendem Regen zu wandern. Etwas hinter Charmes wechsele ich zusammen mit der Mosel das Département, ab jetzt befinden wir uns im Département Meurthe-et-Moselle (54).

In Velle-sur-Moselle, einer sehr hübschen Ecke mit einer nostalgischen Brücke über die Mosel, wandere ich weiter nach Tonnoy über eine verkehrsarme Nebenstrasse. Am Ende des Dorfes dann doch eine Hauptstrasse mit starkem LKW-verkehr. Die Plage ist aber glücklicherweise nach 5 Kilometern in Flavigny-sur-Moselle vorbei. Das letzte Stück findet gottseidank wieder auf der Fahrradpiste statt, ach wie schön. Ich hatte mich aber auch zu sehr an sie gewöhnt die letzten Tage. Nichts Aussergewöhnliches mehr unterwegs ausser dass längs des Kanals eine absolute Ruhe herrscht. Für gestresste Menschen kann ich diesen herrlichen Moselweg nur empfehlen. Mein Hotel liegt sehr malerisch direkt am Moselufer. Das Hotel-Restaurant « La Maison Carrée » ist das einzige im Dorf. Eigentlich wollte ich nicht wie bei vergangenen Wanderungen meine Abendmenüs analysieren und alle Speisen aufzählen, jedoch heute abend muss ich dies tun, so aussergewöhnlich war das Menü. Gutes Essen fängt bei mir (fast) immer mit einem Anis Apéritif an begleitet von etwas Knabberzeug. Als Vorspeise wähle ich einen Frühlingssalat. Das ist leicht bekömmlich, meine Motivation auf alle Fälle. Ich staune nicht schlecht als der Ober mit dem Teller kommt, der Mund bleibt mir offen. Gänsestopfleber, Entenbrust, roher Schinken, Quiche Lorraine, Schmalzfleisch, kandierte Zwiebeln, Räucherlachs, und um dem Ganzen etwas Frühlingshaftes zu verleihen, Spargel, Artischocken, grüne und rote Tomaten und schlussendlich etwas leichtes...Melone. Gut, es waren alles sehr kleine Portionen, aber trotzdem, Frühlingssalat ? Als Hauptspeise nehme ich mir eine gefüllte Perlhuhnbrust, sehr lecker. Von der riesigen Käseplatte nehme ich nur 2 Stücke, ein Brie und den regionalen Münster. Als würdigen Abgang geniesse ich noch eine wunderbare Mousse au Chocolat. Um diesen kleinen Frühlingssnack würdig zu begiessen, eine halbe Flasche Saint Nicolas de Bourgueil und zum Abschluss natürlich einen Kaffee. Ich hoffe diese Exzesse in den nächsten Tagen nicht zu wiederholen !!! , gut getan hat es zwar trotzdem und geschlafen habe ich wie ein Engel.

02 Mai 2015

Von Méréville nach Toul

Nach einem unwetterbedingten Ruhetag hält mich nach dem Frühstück nichts mehr zurück. Heute steht die Moselschleife auf dem Programm. Die Mosel umgeht westlich die Grosstadt Nanzig (Nancy) und macht einen grossen Bogen über Toul, eine entdeckungswürdige mittelalterliche Festungsstadt. Die Schleife, das ist nicht nur eine ziemlich intakte Natur an der Mosel selbst, sondern auch an den zahlreichen Weihern der Region. Schwäne, Kormorane, Graureiher und Möwen gibt es hier überall. An den Moselufern bemerkt man überall die charakteristischen Spuren der Biber, unten abgenagte Bäume. Erst ab Neuves Maisons ist die Mosel kanalisiert und es dauert nicht lange bis ich das erste Schiff ausmache, das gerade bei einer Fabrik am Ufer des Flusses mit grossen Eisendrahtrollen beladen wird. Vor Toul gibt es noch ein paar Dörfer zu durchwandern, Villey-le-Sec, Pierre la Treiche und Chaudenay. In Chaudenay fängt es wieder zu regnen an. Bevor ich mich in mein Hotel in Toul begebe, genehmige ich mir noch einen Kaffee auf einer von einer Marquise geschützten Terrasse, auf einem wunderschönen Platz mit grossem Brunnen inmitten vieler farbiger Blumen.


03 mai 2015

Von Toul nach Frouard

Es regnet nicht...noch nicht, ich habe mich auf Regen eingestellt, aus gutem Grund. Zehn Minuten um die Stadt zu verlassen und ich begebe mich erneut zur Radpiste. Ich habe mich dermassen an diese leicht zugänglichen Wege gewöhnt, dass ich immer Angst habe sie könnten plötzlich enden und weitere unangenehme Überraschungen auf mich warten. Zu pessimistisch ! Ganz gewiss ! Vor Fontenoy überquere ich eine Brücke um am linken Ufer weiter zu wandern. Hier gibt es einen Weg den es auf keiner Karte gibt, und dennoch existiert er, sogar nur für Fussgänger, verboten für Fahrräder. Während 3 Kilometern pure Natur, Schwäne und Kormorane teilen sich den Fluss bis zur nächsten Schleuse. Nun folgt ein sehr steiler Anstieg bis nach Villey-Saint-Etienne, der Schweis steht mir auf der Stirn. Die Mühe wird umgehend mit einem atemberaubenden Ausblick auf die Mosel belohnt. Am Ende des Dorfes bemerke ich einen Frischeierautomaten, integriert in eine Mauer, noch nie so etwas gesehen aber eine sehr gute Idee. Man wirft eine Münze ein und im Gegenzug erhält man ein halbes Dutzend beziehungsweise ein Dutzend Eier, je nach Bedarf. Zwei blaue Klappflügel sind vorgesehen um den Automaten für die Nacht zu verschliessen. Nach dem steilen Anstieg folgt ein ebenso steiler Abstieg. Unten erwarten mich ein grösserer See, Restaurant mit Terrasse und ein Bootsverleih. Ein Bach, der Terrouin, eher selbst schon ein richtiger Fluss mündet hier in die Mosel, daher auch der See. Eine perfekte Lage für einen sonntäglichen Familienausflug. Etwas später wird die guttuende Ruhe jäh unterbrochen von einer Schleuse ( de grand gabarit-für sehr grosse Schiffe) und einem fast unerträglichem Lärm. Zugegeben, ich weiss nicht wirklich was das genau ist , so eine Schleuse (de grand gabarit). Bald kommt die mittelalterliche Stadt Liverdun ins Blickfeld, eine malerische Stadt von weitem. Um so grösser die Enttäuschung als ich ankomme. Es regnet in Strömen und es gibt kein Café, kein Restaurant, kein Geschäft, kurz, kein Platz wo man sich mal unterstellen könnte. Wieder so ein Sonntag in einer toten Stadt. Noch 6 Kilometer bis Frouard wo ich ein Zimmer reserviert habe in einem Hotel des Typs Kaninchenställe, so ähnlich wie etwa die « Formel 1 Hotelkette », kleine Plastikkabine im Herzen einer Gewerbezone wie man sie überall in Frankreich findet.

                                                               Pont-à-Mousson (Meurthe-et-Moselle)

04 Mai 2015

Von Frouard nach Pont-à-Mousson

Um 8 Uhr verlasse ich meinen Kaninchenstall im « In-Hotel ». Um zur Hauptstrasse zurück zu gelangen, muss ich wieder das ganze Gewerbegebiet durchqueren. Noch bevor ich die Brücke nach Pompey erreiche, verlasse ich die Strasse nach rechts um die Meurthe zu überqueren an der ich dann während gut 2 Kilometern im Schatten einer Baumallee entlang laufe. Dieser Ausflug zu einem anderen Fluss ist logisch und notwendig um die Mosel wieder schnellstens und ohne Gefahr zu erreichen. Rund um das Mündungsgebiet der Meurthe in die Mosel ist immer noch sehr viel Industrie. Nach dieser grossen Urbanisation endet die Fahrradpiste und ich überquere die Brücke um dann am rechten Moselufer weiter zu wandern nach Custines. Ein Städtchen in dem ich schon mal übernachtet habe als ich 2009 auf dem Jakobsweg unterwegs war. Der Weg ist derselbe, zumindest während 8 oder 9 Kilometern, diesmal allerdings in die entgegengesetzte Richtung. Millery et Autreville-sur-Moselle heissen die nächsten Ortschaften, beide ausgestattet mit Wassersporteinrichtungen. An der Brücke « Mons » muss man wieder von der rechten auf die linke Seite wechseln. In Dieulouard beginnt ein Weg nur für Fussgänger an und dies für gut 2 Kilometer. Hier begegne ich einem Holländer, der genau wie mein Freund Harry aus Holland die Via Francigena beschreitet, d.h. den Pilgerweg von Canterbury in England bis nach Rom. Nach einer erneuten Schleuse auf dem Kanal (es gibt unzählige auf den Kanälen die die Mosel begleiten), bleiben mir noch 5 Kilometer auf einer Sch...piste, ein Weg aus Kies und Schlamm mit Löchern so gross wie Badewannen. Schnurgerade, so weit das Auge reicht, ohne die kleinste Kurve. Glücklicherweise muss ich zwischen badewannengrossen mit Regenwasser gefüllten Löchern hin und her laufen, sonst würde ich mich noch langweilen. Ein Kilometer vor Pont-à-Mousson herrscht Konfusion zwischen meiner Karte und meinem Reiseführer, die Beschreibung stimmt nicht mit der Karte überein. Der Weg wird schlechter und schlechter, der Schlamm steht mir fast in den Schuhen, ich habe die Nase voll. Genau in dem Moment als ich umkehren will, bemerke ich endlich den im Führer beschriebenen Parkplatz. Jetzt kann es nicht mehr weit sein bis zur Stadtmitte. Bei meiner Ankunft ist ein riesiges Schiff gerade dabei unter der Brücke durchzufahren, eine Geschichte von Zentimetern. Ich empfinde grossen Respekt für die Männer und Frauen die diese Manöwer den ganzen langen Tag machen müssen, das ist sicherlich nicht so einfach. Ich bin etwas zu früh dran um mein Hotelzimmer zu beziehen, es wird niemand in der Rezeption sein vor 16 Uhr. Mir bleibt also alle Zeit der Welt um « meine » Mosel zu bewundern. Am Abend esse ich bei « Pierre Bonaventure », auf dem sehr schönen Platz unter den Arkaden, so wie ich es schon vor einigen Jahren auf dem Weg nach Santiago de Compostella getan habe. Viel, gut und nicht teuer, eine sichere Adresse. Ein schöner Tag, wenn auch etwas schlammig, geht zu Ende.

                                                                                       Metz (Moselle)

05 Mai 2015

Von Pont-à-Mousson nach Metz

Als ich mein Hotel verlasse ist der Boden noch nass, es regnet jedoch nicht mehr. Nach der Überquerung der Brücke fängt die Fahrradpiste wieder an. Sie führt unmittelbar am Moselufer entlang, an einer Fabrik vorbei und dann weiter über eine Insel in der Mosel. Es gibt viele Inseln in der Mosel, eigentlich auf der gesamten Länge. Wenig später wechsele ich von einer Insel zur nächsten. Ein breiter Weg auf dem man sich zwischen den grossen Regenpfützen hin und her bewegen muss dürfte die vielen Radfahrer vor grössere Probleme stellen. Selbst für einen Wanderer ist es eine Plackerei. Dieser äusserst schlechte Zustand des Weges aus Kies und Boden hält noch einige Kilometer an zwischen Vandières und Pagny. Hinter Pagny kommt es noch schlimmer und der Weg wird fast unpassierbar : eng, weniger als 1 Meter breit, stachelige Hecken auf beiden Seiten, Schlamm und Steine, obendrein auch noch alte Eisenbahnschwellen. Ein wahrer Leidensweg für die Radfahrer. In Arnaville hört diese eklige Piste auf, endlich ! Nun gibt es ein neues Problem, ich nehme einen falschen Weg (nein, es ist nicht mein Fehler). Es gibt keine Kennzeichnung und mein Führer ist auch keine echte Hilfe. Um sicher zu gehen wandere ich weiter auf der Départementale bis nach Novéant. Nach etwa 3 Kilometer befinde ich mich wieder auf der Fahrradpiste, dieses Mal sehr gut ausgeschildert und von guter Qualität. Sie wird nur unterbrochen um die Brücke auf Höhe von Corny zu überqueren. Von nun an ist die Mosel oft umgeben von Weihern, Gärten und Wochenendhäuschen für Angler. In Jouy aux Arches wandere ich an den Überresten eines alten römischen Aquadukts vorbei, sehr beeindruckend. Um der heutigen Etappe die Krone aufzusetzen nehme ich noch einmal den falschen Weg. Und wieder ist es nicht meine Schuld, genau wie vorher, fehlende Beschilderung und Konfusion mit dem Reiseführer. Ich muss über Montigny-les-Metz laufen um schlussendlich in Metz anzukommen. Die ursprünglich geplanten 28 Kilometer habe ich längst überschritten und...ich möchte es überhaupt nicht wissen.


06 Mai 2015

Von Metz nach Thionville (Diedenhofen)

Das Wetter spielt mit heute morgen mit schon etwas für die Saison erhöhten Temperaturen. Die Fahrradpiste führt mich durch die wunderschöne Stadt Metz. Die Kathedrale Saint-Etienne erstrahlt weithin sichtbar unter der blendenden Sonne am azurblauen Himmel, besser geht es nicht. Heute erwarten mich 31 Kilometer bis nach Thionville. Schnell geht es am Metzer Hafen, wo Schiffe und LKW's Hand in Hand arbeiten, vorbei, ein aktivitätsintensiver Hafen. Als ich auf Höhe des Elektrizitätswerks von La Maxe ankomme, bedeckt sich der Himmel urplötzlich und starker Wind kommt auf. Die Umgebung des Werkes ist gut gepflegt und die Fahrradpiste geht direkt daran vorbei. Uckange, das nächste Dorf mit seinem Hochofen erinnert an längst verflossenen Wohlstand der Region. Eine auffällig in weiss und blau gestrichene Brücke überspannt die Mosel und weiter geht es, die letzten 5 Kilometer. Meine Frau erwartet mich bereits in Thionville um mich mit nach Hause zu nehmen. Ein Arzttermin und einige Arbeiten zu Hause verlangen ein kleines Aus für die nächsten 4 Tage. Gut so, meine Füsse und Beine werden es mir danken.


                                                 Sierck-les-Bains mit seinem Château des Ducs de Lorraine

11 Mai 2015

Von Thionville (Diedenhofen) nach Schengen

Nach einigen Ruhetagen erwartet mich die Mosel heute morgen, ein sommerlicher Tag wurde angekündigt. Ich habe einen Zug von Luxemburg-Stadt nach Thionville genommen um meine Wanderung entlang der Mosel fortzusetzen. Es herrscht absolute Windstille und die Wasseroberfläche gleicht einem Spiegel. Wolkenloser, intensiv blauer Himmel und strahlender Sonnenschein. Die Mosel hat sich heute besonders herausgeputzt, zeigt sich von ihrer besten Seite, als wolle sie wunderschön sein um sich von Frankreich zu verabschieden. Einen Haken hat die Sache doch, die Atomzentrale von Cattenom. Das bleibt ein Thema und die Kühltürme begleiten mich auch den ganzen Tag über. Vorbei am Vorstädtchen Manom, erblicke ich die 4 gewaltigen Türme, einer ist ausser Betrieb. Die so gigantischen Kühltürme in einer ansonsten intakten Landschaft flössen einem richtig Angst ein. Die Mosel macht während einigen Kilometern etliche Schleifen, so sieht man die Türme aus allen möglichen Blickwinkeln, mal zur Linken, mal zur Rechten, ich fühle mich beobachtet. Wenn man alleine ist, stellt man sich die komischsten Fragen. Zum Beispiel frage ich mich, was eigentlich passieren würde wenn jemand einen Korken in die Quelle der Mosel stopfen würde und die Atomzentrale nicht mehr über genügend Wasser verfügen könnte um ihr Kühlsystem zu versorgen. Fragen über Fragen. Auf dem gesamten Weg heute gibt es Raps und Getreidefelder so weit das Auge reicht. Nahe Haute-Kontz mündet die Gander, ein Fluss der vom luxemburgischen Bad Mondorf herkommt in die Mosel. Diesen Fluss, nur 12 Kilometer lang, bin ich bereits im August 2014 abgegangen. Die ersten Weinberge lassen nicht lange auf sich warten, hier beginnt jetzt ein echtes Tal. In Contz-les-Bains wechsele ich erneut vom linken zum rechten Ufer um anschliessend Sierck-les-Bains zu durchwandern. Sein Schloss der Lothringischen Herzöge (Château des Ducs) liegt hoch über der Mosel auf einem Felsvorsprung, von ihm weiss man nicht so ganz genau wann es erbaut wurde. Was gewusst ist, dass das Schloss bereits im 11ten Jahrhundert existierte. Letztes Dorf in Frankreich ist Apach. Am Dreiländereck überquere ich erneut eine Brücke um nach Luxemburg zu gelangen, zum weltbekannten Schengen, wo 1985 die berühmten Schengenverträge unterschrieben wurden.

12 Mai 2015

Von Schengen nach Wasserbillig

Auch wenn ich gestern in Schengen aufgehört habe ziehe ich es vor am rechten, deutschen Moselufer entlang zu wandern. Nicht nur wegen der Fahrradpiste, auch weil man von deutscher Seite die schöneren Fotos von den luxemburgischen Dörfern schiessen kann. Das zählt besonders für die kleine sehr touristische Stadt Remich. Zwei grosse Schiffe warten auf Ausflugspassagiere. Ein grosser Stau auf der Brücke zeugt von der Attraktivität Luxemburgs für tausende Grenzgänger. Auf deutscher Seite bemerke ich, dass es in allen Dörfern Ruhebänke und Informationstafeln über die Geschichte der Dörfer und die Mosel gibt. Bestens organisiert ! Während eines kurzen Momentes gehört die Mosel zum Saarland, aber schon nach 5 oder 6 Kilometern tritt sie nach Rheinland-Pfalz ein. Wichtigste Ortschaften in dieser Ecke sind Perl und Nennig. Die komische Frage des Tages (ich habe Recht auf eine komische Frage pro Tag !) lautet : Ob die Fische jetzt wohl in 2 verschiedenen Sprachen untereinander kommunizieren zwischen beiden Ländern und was ist jetzt mit den französischen Fischen, müssen die umkehren ? Fahrradtaugliche Feldwege führen durch Weinberge, an Campingplätzen vorbei und an der Eisenbahnlinie entlang. Erste luxemburgische Schleuse ist die von Stadtbredimus. Dann immer noch auf der Seite des Grossherzogtums, Wormeldingen, ein malerisches Dorf, zumindest fototechnisch gesehen. Hoch über Wormeldingen, inmitten der Weinberge liegt die kleine Kapelle (Wormer Koeppchen), dem Heiligen Donat geweiht. Nicht ohne Stolz sage ich dass mein Vater Ende der fünfziger Jahre oder Anfang der Sechziger (so genau weiss ich es nicht mehr) am Bau dieses kleinen Heiligtums beteiligt war. Stets flattert die rot-weiss-blaue Fahne stolz im Wind. Auf deutscher Seite, die schönen Orte Palzem, Wincheringen, Nittel, Wellen, Temmels und Oberbillig. Gegenüber Wellen, in Luxemburg, meine Heimatstadt Grevenmacher mit einer nagelneuen Moselbrücke die von nun an « meine » Mosel überspannt. Grevenmacher ist auch Heimathafen des reletiv bekannten Passagierschiffes "Princesse Marie-Astrid », einem Ausflugsschiff das im Sommer fast immer ausgebucht ist. Aus den bereits beschriebenen Gründen wandere ich am deutschen Ufer weiter um meinen heutigen Weg in Oberbillig zu beenden. Hier belohne ich mich selbst mit einer Miniflusskreuzfahrt auf der Moselfähre nach Wasserbillig wo ich den Zug nach Luxemburg-Stadt nehme.

                                                                               Römerbrücke in Trier

13 Mai 2015

Von Wasserbillig nach Trier

Zurück mit dem Zug nach Wasserbillig und wieder mit der Fähre für 70 Cent zur deutschen Seite. Es geht dort weiter wo gestern Schluss war. Einmal mehr gibt sich die Sonne ein Stelldichein. Ein letzter Blick zurück auf die Mündung der Sauer (zweitwichtigster Fluss Luxemburgs) in die Mosel. Von nun an ist die Mosel ganz auf deutschem Territorium. Oberbillig ist ein altes Schiffer-und Fischerdorf mit einer kleinen aber sehr schönen Promenade. Ein Café-Restaurant ist gut platziert an der Anlegestelle der Fähre. Wasserliesch, nächstes Dorf, dann die Stadt Konz, die sich mit gleich 4 Bahnhöfen brüstet. Ein anderer Fluss, die Saar, mündet hier in die Mosel und genau an der Mündung gibt es einen schön eingerichteten Platz mit Informationstafeln, der den Wanderer einen Moment hier verweilen lässt. Solche Informationstafeln würde ich gerne auch bei uns an den Flussmündungen sehen um Besucher zu informieren. Das wäre interessant und lehrreich nicht nur für Eingeweihte. Ein langes Schubschiff ist gerade dabei von der Saar in die Mosel zu schippern, ein schwieriges Unterfangen. Zwischen Konz und Trier sind viele Fahrradfahrer unterwegs, oft reifere Paare, auf einem Weg zwischen Mosel und Eisenbahn. Ein Amphibienflugzeug landet auf der Mosel direkt an einer Schleuse, leider habe ich meinen Fotoapparat wieder mal nicht bereit. Die heutige Etappe ist eine besonders kurze, nur 15 höchstens 16 Kilometer, so erreiche ich Trier noch vor Mittag. Schnell rufe ich meine Frau an, (sie hat es ja nicht so weit von zu Hause) und lade sie zum gemeinsamen Mittagessen ein in dem alten Stadtteil Zurlauben, Schiffer und Fischerquartier. Ein malerischer Ort direkt am Moselufer gelegen mit vielen Restaurants und Anlegestellen für Passagierschiffe. Die schönste und auch älteste Stadt Deutschlands hat sicherlich vieles zu bieten, wie etwa die Porta Nigra oder die Kaiserthermen, aber ich möchte mich hier auf die Mosel und ihr unmittelbares Umfeld konzentrieren. Mein Hotel befindet sich an der Römerbrücke, die ihrerseits ebenfalls die älteste Brücke Deutschlands ist.  

                                                            Tief hängende Wolken zwischen Mehring und Detzem


14 Mai 2015

Von Trier nach Mehring

Die Römerbrücke als Ausgangspunkt, nicht schlecht. Strahlender Sonnenschein und eine spiegelnde Wasseroberfläche in der die goldenen Sonnenstrahlen gleissen, ich wiederhole mich aber es muss sein um meinen Seelenzustand besser zu verstehen. In Richtung Schweich auf der Höhe von Pallien erschrickt mich ein Polizeiauto indem ein sehr lautes « ACHTUNG !!! » aus dem Lautsprecher dröhnt, ich befinde mich doch auf dem Fahrradweg, für Autos verboten. Wie der Zufall es so will hat man hier in der Nähe den Körper einer 2007 verschwundenen Studentin gefunden. Vielleicht suchen sie nach Indizien, ich kann mir gut vorstellen dass die Untersuchungen längst nicht abgeschlossen sind. Heute ist Feiertag, es ist Christi Himmelfahrt und hunderte Radfahrer benutzen diesen Weg. Es ist nicht ungefährlich, Radfahrer aus beiden Richtungen und in der Mitte Wanderer wie ich. Nahe Biewer enfernt sich der Weg etwas von der Mosel und führt durch die Industriezone im Hafengebiet von Trier-Ehrang. Unternehmen verschiedenster Art sind hier zu Hause in modernen Hallen mit gepflegtem und aufgeräumtem Aussenbereich. Sogar hier ist der Weg perfekt ausgeschildert. Auf Höhe von Ehrang/Quint nähert sich der Weg wieder der Mosel und verlässt sie nicht mehr bis Schweich. Diese kleine Stadt scheint mir ein Paradies für Camper und Hobbyschiffer zu sein, wenn ich die Anzahl der Campingplätze und Yachten so sehe. Hier überquere ich eine Brücke nach Longuich. Am Moselufer ist ein Fest, keine Ahnung um was es sich handelt, eine Würstchenbude, eine Pommesbude und ein Getränkestand, das ist alles. Es ist genau Mittag, mein leichtes Hüngerchen kann dem Bratwurstgeruch nicht widerstehen, also ran an die Wurst. Ich wechsele nochmal das Ufer über eine Brücke und erblicke ein altes Zollhäuschen das sich hervorragend für ein Foto eignet. Zwischen den beiden Weltkriegen wurden hier Passierzölle erhoben. Noch 5 Kilometer durch die Weinberge und dann erreiche ich Mehring, mein Etappenziel für heute, einige Hotels, Restaurants und einen grossen Campingplatz.  

15 Mai 2015

Von Mehring nach Neumagen-Dhron

Es regnet, nichts Schlimmes und ich wappne mich mit meinem Regencape. Am Ende des Dorfes überquere ich eine Brücke und laufe weiter am rechten Moselufer. Am schönen umfunktionnierten Bahnhof vorbei komme ich wieder auf die Radpiste, die ehemalige Bahnstrecke. Schwäne und Enten gleiten seelenruhig über den schönen Fluss, den Regen scheinen sie zu mögen. Ich bemerke dass es viel weniger Graureiher gibt, ob das wohl an der Wasserqualität liegt ? Am Rande des Weges schützt ein Schwan mit seinem mächtigen Flügel seine Kleinen. Er faucht wie ein Tiger als ich ihn fotographiere. Ich bin gewarnt. Weiter geht es nach Detzem. Ein angenehmes Dorf, steile Weinberge und eine Schleuse. Zwischenzeitlich regnet es nicht mehr und die Sonne lugt scheu hervor. Die Mosel dreht mal nach links ab, mal nach rechts und durchfliesst die Orte Thörnich, Köwerich und Leiwen. Gegenüber, Trittenheim mit seiner schönen von weitem zu sehenden Kirche. Vier Kilometer sind es noch bis Neumagen-Dhron wo mich meine Frau bereits erwartet. Sie holt mich ab weil ich für heute abend kein Zimmer gefunden habe. Wegen des Feiertages haben viele Leute einen Brückentag eingebaut, zudem ist auch noch Vatertag in Deutschland, alle Zimmer in der Region sind belegt. Neumagen-Dhron ist das älteste Weindorf Deutschlands und ich verlasse das Dorf nicht ohne ein Foto vom römischen Weinschiff gemacht zu haben, einem Nachbau des römischen Transportschiffes das in der Vergangenheit der Versorgung der (römischen) Region mit Wein aus den eroberten Gebieten diente. 

                                                                                    Bernkastel-Kues

Nach einem Wochenende zu Hause bringt mich meine Frau nach Neumagen-Dhron zurück, damit ich am folgenden Tag wieder weiterwandern kann.

18 Mai 2015

Von Neumagen-Dhron nach Bernkastel-Kues

Nach einem grosszügigen Frühstück « zwingt » mich der Chef des Hauses noch einige mit Wurst belegte Brote und einen Apfel mitzunehmen. Für den Weg, sagte er. Als ich das Hotel verlasse ist die Sonne bereits aufgegangen. Auf dem Programm heute eine grosse Moselschleife. Ich habe mich an die Schleifen gewöhnt, es gibt deren jeden Tag, manchmal 2 oder 3 an einem Tag. Wenn man sich das auf der Karte anschaut sieht man sehr gut wie die Mosel in grossen Schleifen bis Koblenz schlängelt. Der Weg heute führt zunächst durch Weinberge etwas abseits des Flusses, später dann parallel zur mittelmässig befahrenen B 53. Auf Höhe von Wintrich kommt der Weg wieder zurück an die Mosel als autonome Piste. Viele schöne Häuser säumen den Weg zwischen Wintrich und Brauneberg, einige Weinlokale die auch Gästezimmer anbieten. In Mülheim überquere ich eine riesige Brücke (Baustelle, das wird sicher mal schön) um am linken Ufer weiterzuwandern durch den Ort Lieser. Das Schloss mit demselben Namen ist im Umbau, hier entsteht ein Luxushotel, die Eröffnung ist noch für diesen Sommer vorgesehen. Bald darauf sieht man schon den Yachthafen von Bernkastel-Kues und es ist nicht mehr weit zu meinem Hotel. Es ist noch ziemlich früh, so habe ich viel Zeit um diese schöne Stadt, eingebettet zwischen grünen Hügeln, Weinbergen zu besuchen. Im Zentrum des Geschehens natürlich immer die Mosel. Eine sehr malerische Stadt mit ihrem mittelalterlichen Marktplatz, ihrem Rathaus im Renaissancestil, unzähligen Restaurants und Weinlokalen und nicht zu vergessen die vielen Ausflugsschiffe auf der Mosel.                                                                                                                                                                                               

                                                                                 Traben-Trarbach

19 Mai 2015

Von Bernkastel-Kues nach Traben-Trarbach

Überaus korrektes Frühstück und ein aufmerksames Personal lassen dieses Hotel in einem guten Licht erscheinen, eine Adresse die ich mir merken werde. Ich verlasse die Stadt ziemlich schnell weil ich ja gestern genügend Zeit hatte um sie ausgiebig zu besichtigen. Es hat in der Nacht geregnet, jetzt nicht mehr und es sieht gar nicht so schlecht aus, frischer als gestern mit einem leichten Wind. Der Weg führt erneut an der B 53 entlang und geht durch die Orte Graach und Wehlen mit seiner wunderschönen Moselbrücke. Weiter geht es über Zeltingen wo ich feststelle dass ich mir schon wieder eine Blase eingehandelt habe, shit ! Ich habe erst 12 Kilometer hinter mir und es verbleiben mir noch 17. Aber ich bin im richtigen Moment am richtigen Platz. Eine kleine Bude und eine Dame darin die Tickets für die Ausflugsschiffe verkauft, das trifft sich gut, bitte ein Ticket nach Traben-Trarbach. Warum auch nicht ? Das gehört schliesslich auch zum Weg und näher kann man einem Fluss ja nicht kommen. Ausserdem kann man vom Schiff aus die schönsten Fotos schiessen. Es ist wunderschön und ich bereue meine Entscheidung nicht eine Sekunde. Die Fotos sind sehr verschieden je nachdem ob man sie vom Ufer oder vom Schiff aus macht. Traben-Trarbach, eine Stadt mit vielen im Jugendstil erbauten Häusern, eigentlich eine Rarität in dieser Region. Um das Jahr 1900 war Traben-Trarbach gleich hinter Bordeaux die zweite Stadt in Europa, was die Vermarktung des Weines angeht. Wer hätte das gedacht ? 

20 Mai 2015

Von Traben-Trarbach nach Alf/Bullay

Der Himmel ist heute morgen bedeckt und es ist etwas frisch. Es geht sofort am Fluss entlang am linken Ufer bis zum Ende der kleinen Stadt. Am Yachthafen wo sogar die bretonische Flagge (Gwenn ha du) weht, wandere ich zwischen dem Becken und der Eisenbahn. Es ist die « Hunsrückbahn », die sich hier mit niedriger Geschwindigkeit parallel zur Mosel windet. Kövenig, das erste Dorf das ich heute durchwandere besitzt einen winzig kleinen Bahnhof. Es regnet jetzt und ich ziehe die Waffen eines Wanderers, Cape und Schirm. Dann geht es weiter nach Reil, interessante Ortschaft mit Hotels, Restaurants und allem was ein Tourist so braucht. Ich gehe über die grosse Brücke um das rechte Ufer zu erreichen und somit auf einer Fahrradpiste weiter zu wandern. Der Weg führt durch Weinberge nach Pünderich wo ich mit der nächsten grossen Moselschleife beginne. In Briedel, genau wie schon in Pünderich gibt es eine Fähre. Es ist eine sehr ruhige Gegend. Schwäne, Gänse und Enten nutzen die Zeit um ihr Gefieder in Schuss zu halten und sich um ihre Kleinen zu kümmern. Bald ist die kleine Stadt Zell an der Mosel in Sicht mit ihrem weithin sichtbaren Zwiebelturm. Zwei Brücken überspannen die Mosel, davon eine ausschliesslich für Fussgänger und Radfahrer. Viele Restaurants, Cafés und Geschäfte laden zum Verweilen ein, schade dass das Wetter nicht mitspielt, ich hätte gerne eine Kleinigkeit gegessen und getrunken auf einer der zahlreichen Terrassen. Egal, ich habe ja noch einige Kilometer vor mir und laufe weiter nach Merl dann Bullay. In Bullay gibt es eine echte Überraschung, zumindest für mich. Eine Metallbrücke mit 2 verschiedenen Etagen. Eine, die oberste ist den Zügen vorbehalten, die untere ist für Autos, Fahrräder und Fussgänger gedacht. Eindrucksvoll, um so mehr da die Züge am Ende der Brücke in einem Tunnel verschwinden während alle anderen entweder nach links oder nach rechts fahren oder gehen. Ich für meinen Teil, laufe nach rechts und ein Kilometer später erreiche ich mein heutiges Ziel. Gegenüber von Bullay, das Dorf Alf, vielleicht etwas bekannter. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Hotel und Restaurant. Ich glaube sagen zu können, dass, seit die Mosel auf deutschem Gebiet ist, ich nicht besser gegessen habe.

                                                                                          Cochem

21 Mai 2015

Von Alf/Bullay nach Cochem

Die Mosel gibt sich etwas geheimnisvoll heute morgen. Nebel wabbert sich so gerade über der Wasseroberfläche, die Sonne ist eher scheu und es weht eine leichte Brise. Sankt Aldegund ist erstes Dorf auf meiner Route. In der grossen Schleuse ist ein Schweizer Kreuzfahrtschiff gerade dabei sein Bestes zu geben, ein bisschen eng für so ein grosses Schiff. Bald erscheinen die Anhöhen von Bremm. Es sind die steilsten Weinberge Europas. Der « Bremmer Calmont » gibt Rieslingweine her die ihresgleichen suchen, sie sind weltbekannt. Zu diesem Zeitpunkt weiss ich noch nicht, dass ich heute abend Gelegenheit haben werde ihn zu verkosten. Die Gastwirtin meines Hotels möchte alles über mich wissen, warum ich diesen Weg mache und vieles mehr. Zu meinem Abendessen, was übrigens sehr mundete, bestelle ich einen Riesling. Als die Wirtin mit meiner Bestellung kam, sagte sie nur : « es ist ein Calmont ». Der Wein ist Balsam für meine Geschmacksnerven. Nun bedaure ich, dass ich quasi mein Leben lang den Riesling und eigentlich Weissweine überhaupt vernachlässigt habe, ich fange an diese Weine zu lieben. Das Leben ist einfach zu kurz, deswegen nehme ich noch ein zweites Glas. Um aber zu meinem Weg zurück zu kommen, ich stelle fest dass in dieser grossen Moselschleife ein Mikroklima herrscht. Äpfel, Kirschen und anderes Obst sind den Nachbarregionen sicher eine Woche im Vorraus. Ein wahrhaft spektakulärer Abschnitt der Mosel. Die Mosel tritt nun in eine Region ein, die weniger spektakulär ist dafür aber um so lieblicher. Die Orte Eller, Ediger und Nehren führen eher ein ruhiges Dasein, ein paar Hotels, Gästezimmer und Pensionen am Moselufer. In Senhals führt die Radpiste an der Hauptstrasse entlang, allerdings mit noch erträglichem Verkehr, etwas langweilig. Die nächsten Orte sind Poltersdorf und Ellenz und gegenüber Beilstein das ziemlich bekannt ist wegen seiner Ruinen von « Burg Metternich ». Noch eine Schleuse, die von Bruttig-Fankel etwas vor dem Dorf Ernst. Es ist nicht mehr weit bis Cochem, diese malerische Stadt ist propfenvoll mit Touristen. Eine Stadt mit keltischen und römischen Wurzeln in einer wahrlich privilegierten Lage. Die drei mittelalterlichen Stadttore und die vielen Fachwerkhäuser machen aus dieser Stadt ein romantisches Touristenmagnet.

22 Mai 2015

Von Cochem nach Burgen

Beim Erwachen strahlt die Sonne bereits. Das fängt ja gut an, Cochem lässt man schnell hinter sich auf dem Fahrradweg. Leider ist die Freude nur von kurzer Dauer. Während 7 Kilometern geht es neben der Hauptstrasse ohne Sicherheitsstreifen und den Bahngleisen recht langweilig zu. Es gibt nichts zu sehen, von Zeit zu Zeit ein Schiff, das ist alles. Zwischen Pommern und Treis-Karden ist es etwas weniger monoton. Ich wechsle das Ufer denn mein Etappenziel Burgen liegt am anderen, am rechten Ufer. Die nächsten 10 Kilometer werden noch schlimmer, immer nur ein 2 Meter breiter Sicherheitsstreifen neben der Strasse und keine einzige Bank um sich etwas auszuruhen. Die Landschaft ist auch nicht gerade der Knüller. Einziger positiver Aspekt, es ist viel weniger Verkehr als am anderen Ufer. Meiner Meinung nach sind das die schlimmsten 20 Kilometer zwischen Trier und Koblenz. Morgen kann sich die Lage nur verbessern, schlimmer geht's nicht. 

                                                      Nach 560 km mündet die Mosel in den Rhein

23 Mai 2015

Von Burgen nach Koblenz

Im Gegensatz zu gestern ist die Wanderung heute eher angenehm. Ausser vielleicht der Anfang, der Weg fängt natürlich da an wo er gestern aufgehört hat. Auf Höhe von Löf wechsle ich das Ufer, von jetzt an laufe ich am linken Ufer. Ein kleines Stück noch neben der Hauptstrasse, schnell ein Foto gemacht von der Festung Thurant gegenüber in Alken, von Weinbergen und Hügeln umgeben. Bald geht es unter einer Bahnunterführung durch, dann laufe ich weiter zwischen Weinbergen und Bahngleisen. Es handelt sich hier um die Haupteisenbahnstrecke von Luxemburg nach Koblenz und ich stelle fest dass jeder Zug aus einem luxemburgischen (CFL) und einem deutschen (DB) Wagen besteht. Der Weg ist nun äusserst angenehm und es macht Freude die schmucken Weindörfer Kattenes und Lehmen zu passieren. Kobern-Gondorf erstreckt sich über mehrere Kilometer zwischen Weinbergen und Mosel, es gibt Geschäfte, ein Supermarkt, einen Bahnhof, keine wirkliche Stadt, sagen wir eine grössere Ortschaft mit allen Annehmlichkeiten. Vorbei an diesem langen Dorf geht es immer weiter zwischen Weinbergen und Eisenbahn. Die Mosel dreht nun nach Osten ab und bald laufe ich unter der gigantischen Autobahnbrücke durch, nicht unbedingt schön aber sehr eindrucksvoll. Ein letztes Weindorf, Winningen, dann komme ich schon in die ersten Vororte von Koblenz. Güls ist bereits ein Stadtviertel von Koblenz und zum letzten Mal wechsle ich das Ufer. Eine grosse Eisenbahnbrücke auf der die Radfahrer eingeladen sind ihren Drahtesel zu schieben, wegen der Enge auf dem für Radfahrer und Fussgänger vorbehaltenen Stück. Wenn man die Brücke hinter sich hat ist man bereits auf der letzten Geraden. Jogger, Hundegassigeher und Kanuten auf dem Fluss kündigen das baldige Ende meiner Reise an. Je näher ich an's Ende komme je mehr Menschen flanieren im Umfeld der Mündung. Am weltbekannten « Deutschen Eck » warten einige grosse Kreuzfahrtschiffe auf ihre Passagiere an den Kais nahe dem Denkmal von Kaiser Wilhelm, stolze 37 m hoch. Die beste Sicht auf die Mündung der Mosel in den Rhein hat man von der anderen Seite des Rheins, von der Feste Ehrenbreitstein. Man gelangt dorthin mit Seilbahnkabinen, ein unvergesslicher Aufstieg mit einer wunderbaren Sicht auf die Mündung. Koblenz ist eine der ältesten Städte Deutschlands und zählt ungefähr 108.000 Einwohner. Selbst bin ich zwar nicht mitgefahren aber eine kleine Schiffspromenade sowohl auf der Mosel als auch auf dem Rhein ist zu empfehlen, die Fahrt dauert etwa eine Stunde. Absolut würdig um Abschied von « meiner » Mosel zu nehmen, meine stolze Begleiterin während fast eines Monats.