DIE OUR
Die Our entspringt im Hohen Venn in Belgien auf einer Höhe von
643 m nahe Manderfeld. Sie fliesst nach Süden und bildet zuerst die Grenze
zwischen Belgien und Deutschland, später die zwischen Deutschland und
Luxemburg. Die Our durchquert das kleine mittelalterlische Städtchen Vianden
und mündet nach 98 Kilometern auf Höhe von Wallendorf in die Sauer.
Datum : 13, 14, 15 und 16 Juni 2015
Länge : 98 Kilometer
Quellhöhe : 643 m
Quelle : nahe Manderfeld (B)
50°22'38''N 6°20'45''O
Mündungshöhe : 177 m
Mündung : Wallendorf
49°52'30''N 6°17'12''O
Länder : Belgien, Deutschland, Luxemburg
13 Juni 2015
Von der Quelle der Our bis Schoenberg (B)
Nachdem ich die Nacht in einem Hotel in Ligneuville bei Malmedy verbracht habe, bin ich bereit für den drittwichtigsten Fluss Luxemburgs. Es regnet nicht schlecht aber in dem Moment wo meine Allerliebste mich in der Nähe der Quelle absetzt, hört es auf zu regnen, ein Wunder. Die Quelle ist ausgetrocknet aber dank meines GPS-Gerätes finde ich sie sofort. Ein Waldweg an dem man aber den Verlauf des Rinnsals erraten kann, führt nach Süden. Bald, nach einigen hundert Metern erscheint zum ersten Mal Wasser und es ist die Our. Der Ginster steht in voller Blüte auf dieser Höhe von 650 m ü.M. Hier wachsen Pflanzen deren Namen ich nicht kenne und von deren Existenz ich nicht mal wusste. Ich wandere durch einen grossen Wald und klettere auf einen Hügel um zu einer Fahrradpiste zu gelangen. Ehrlich gesagt, ich muss es 2 mal tun denn beim ersten Mal rutsche ich ab bis ganz nach unten. Das Ganze also nochmal. Die Fahrradpiste liegt auf dem Hügel, es handelt sich um eine ehemalige Eisenbahnverbindung, die « Vennquerbahn ». Ich wandere einige hundert Meter über sie bevor ich im ersten Dorf in Losheim ankomme. Losheim liegt etwas abseits der Our, ich muss jedoch so gehen mangels geeigneter Wege. Jetzt kommt eine abschüssige Strasse, begleitet von Wäldern und grünen Wiesen. Unten angekommen überquere ich zum ersten Mal die Our, immer noch sehr schüchtern, kaum grösser als ein Bach. Ein paar Häuser auf meinem Weg, es herrscht eine wunderbare Ruhe. Ich wandere weiter nach Berterath über eine kleine Strasse. Bald darauf erreiche ich einen sehr schön gelegenen und auch interessanten Ort am Ufer der Our. Das Flüsschen mäandert hier und eine Vorrichtung erklärt den Jugendlichen ,aber auch den weniger Jugendlichen wie sich ein Fluss verhält wenn er mäandert und wie er sich verhält wenn der Mensch eingreift und versucht seinen Verlauf zu beeinflussen. Sehr aufschlussreich ! Ein Waldpfad der sich genau wie der Fluss hier windet, fängt an und ich weiss nur zu gut diese intakte, zauberhafte Natur zu schätzen, die mich umgibt. Hinter Weckerath tritt die Our vollständig, wenn auch nur kurz nach Deutschland ein. Man würde es überhaupt nicht merken, wären da nicht andere Ortsschilder. Verschneid und Wischeid heissen die beiden Dörfer die sich in einem Vogelreservat befinden. Nach diesem kurzen Ausflug in deutsches Gebiet kehrt die Our wieder nach Belgien zurück wo sie sich weiter durch grüne Wiesen vorkämpft. Nebenbei fliesst sie noch durch Andler, dann Schoenberg, mein Etappenziel für heute. Hier sieht die Our auch zum ersten Mal wie ein richtiger Fluss aus, endlich !
14 Juni 2015
Von Schoenberg (B) nach Oberhausen (B)
Sonne pur heute, vielleicht ist das ein Geschenk des Himmels, heute ist Muttertag in Luxemburg und hier in Belgien Vatertag. Weiter nach Süden, die Our fliesst immer noch etwas schüchtern dahin und vergrössert sich nur langsam. Es ist Sonntag und die Strasse deswegen wenig befahren. So wandere ich gemächlich durch Heuem, Atzerath und Setz wo ich nach links auf eine Nebenstrasse einbiege. Kein Auto kommt mir in die Quere und ich geniesse diese Stille. Ich finde es komisch dass in dieser intakten Natur kein einziges Tier in den Wäldern zu sehen ist, so wie es auch gestern bereits der Fall war. Ich befinde mich immerhin in den Ardennen die nur so von Wild strotzen sollen. Fische hingegen sind gut sichtbar und Graureiher erfreuen sich ob deren Anzahl. Die Our überrascht durch ständigen Wechsel, mal fliesst sie gemächlich, mal rast sie voller Energie und emsig sprudelnd vor sich hin. In Alfersteg überquere ich die Our auf einer charmanten Brücke und wandere weiter in Richtung Weppeler. Ich befinde mich nun auf dem « GR 56 », einem sehr bekannten Wanderweg unter den Eingeweihten. Bald gehe ich unter der riesigen Autobahnbrücke (A60) durch. Ich stelle mir vor, dass ich von da oben wie eine Ameise aussehe. Der Weg hat sich erneut in eine Fahrradpiste von hoher Qualität umgewandelt, es ist wieder die ehemalige Vennerquerbahn. Etwas hinter der Autobahnbrücke tritt der Weg wieder in den Wald ein. Hinter Hemmeres wo ich mir die gestern gekauften Kirschen gut schmecken lasse, wird der bisher angenehme Weg zum steinigen Pfad, die Our allerdings nimmt endlich die Ausmasse eines würdigen Flusses an. Das folgende Dorf, Auel liegt vollständig in einer Schleife der Our. Der Weg führt wieder in den Wald bis nach Steffeshausen. Noch vor Burg-Reuland nehme ich eine etwas befahrene Strasse die in Richtung Weweler ansteigt. In Stupbach gibt es ein sehr hübsches Restaurant mit Terrasse direkt am Ufer der Our, eine alte Mühle neben einer nostalgischen Brücke. Ich bewege mich nun über eine wegen Baustelle gesperrte Strasse, also ohne jeglichen Verkehr bis Welcheshausen. Hier überquere ich eine Brücke und betrete erneut Belgien in Oberhausen, mein Etappenziel für heute wo ich im « Hotel Oberhausen » nächtige. Ein leckeres Abendessen und sehr sympatische Besitzer um einen netten Tag abzuschliessen.
15 Juni 2015
Von Oberhausen (B) nach Kohnenhaff (L)
Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschiede ich mich von den sympatischen Besitzern und mache mich auf Richtung Luxemburg. Das Wetter ist relativ gut. Das erste Dorf für heute ist Ouren, ausgezeichnet mit einer Silbermedaille in der Kategorie « Blumendörfer Europas ». Die Peterskirche aus dem 12ten und 13ten Jahrhundert, gotisch und romanisch, ein Ort an dem man gerne etwas verweilen würde, was ich auch tue. Zwei, drei Hotels und ein schön angelegter Platz um die Brücke an der Our. Entlang des Flusses stehen einige Bänke und Laternen an strategischen Punkten. Eine riesige Tafel, mehrere Meter lang, an der sämtliche Dörfer an der Our und Kuriositäten aufgezeigt werden. Ein Kilometer weiter, das Europadenkmal, einige grosse Steine die die Namen aller Premierminister tragen die 1977 zum Zeitpunkt der Einweihung in Funktion waren. Grosse Tafeln erklären uns anderen « Europäern » die ehemaligen Grenzen. Dies ist auch der Ort an dem sich die drei Länder berühren, Belgien, Deutschland und Luxemburg, das Dreiländereck befindet sich im Wasser, im Fluss. Von nun an ist die Our Grenzfluss zwischen Deutschland und dem Grossherzogtum Luxemburg. Es ist auch der Anfang vieler Wanderwege wie die vielen Markierungen zeigen : ein lokaler Wanderweg, der Ourpfad sowie der berühmte Jakobsweg der in grossen Teilen identisch ist mit dem Ourpfad. Den luxemburgischen Jakobsweg bin ich bereits 2008 gegangen. Dieser Weg verwandelt sich ganz schnell in einen Weg der Kategorie « schwierig » mit erheblichen Höhenunterschieden, Treppenstufen, rutschigen Felsen, oft gefährlich. In der Skisprache wäre das hier wohl eine schwarze Piste. Ohne zu übertreiben, hier ist nicht der Sand der Sahara, auch nicht die Gipfel des Himalaya, aber dieser Weg ist eher für kleine Abenteurer gedacht als für normale Wanderer. Nicht empfehlenswert ohne festes Schuhwerk, man sollte auch keine Höhenangst haben, schwindelfrei sein, eine gute Ausdauer haben und einen sicheren Tritt. Ein zu schwerer Rucksack stellt ein weiteres Handicap dar. Nichts deutet auf diese Schwierigkeiten hin am Anfang des Weges. Zumindest ich habe nichts davon bemerkt. Unschuldige Touristen, vielleicht sogar mit Kindern könnten in diese « Falle » tappen. Auf jeden Fall eignet sich dieser Weg nicht für einen Sonntagsspaziergang mit der Familie. Ich erschrecke nicht schlecht als vor mir ein Otter ins Wasser springt, wahrscheinlich habe ich ihn auch erschreckt. Unterwegs komme ich noch an der Kalbornmühle vorbei und dann an der Tintesmühle wo ein Campingplatz direkt am Ufer der Our liegt. Ein letzter sehr steiler Aufstieg durch den Wald um dann eine atemberaubende Aussicht auf... einen weiteren Campingplatz zu geniessen. Der Weg führt wieder zur Hauptstrasse und nach Dasburg. Es ist bereits nach Mittag und der Gedanke an eine eisgekühlte Cola lässt mich nicht mehr los. Es ist Montag und das einzige Café hat heute Ruhetag. Glücklicherweise gibt es eine Benzinstation mit angegliedertem Shop. Der Asphalt hat das Gras ersetzt und auf einer verkehrsarmen Strasse kämpfe ich mich voran nach Rodershausen, dann Kohnenhaff, wo ich einen Bus nach Vianden nehme denn hier gibt es keine Zimmer. Ich nächtige im Hotel « Victor Hugo » und speise im Restaurant « Aal Veinen ». Morgen früh werde ich den Bus nehmen um wieder dahin zurück zu kommen wo ich heute aufgehört habe. Nein, nein, es wird nicht gemogelt !
Burgschloss Vianden
16 Juni 2015
Von Kohnenhaff nach Wallendorf
Um viertel nach neun warte ich in Vianden auf den Bus um nach Kohnenhaff zurückzukehren, da wo ich gestern den Weg beendet hatte. Erstes Dorf heute ist Eisenach mit seiner schönen Kirche und einer Brücke unter der strahlenden Sonne.
Ich wandere weiter am rechten luxemburgischen Ufer, während einigen Kilometern entlang einer kniehohen Mauer, auf der einen Seite die Our, auf der anderen die Strasse. Im Prinzip ist dieses Stück recht langweilig aber die flinken Fische im sauberen und glasklarem Wasser erfreuen meine Sinne und lenken mich ab. Eine andere Brücke, die von Gemünd hat die Besonderheit dass auf jeder Seite der Brücke eine Insel im Fluss liegt. Stolzemburg ist bekannt für seine Energie ! Die SEO (société électrique de l'Our), ein Stromproduzent ist hier ansässig, direkt verbunden mit dem oberen Becken des Viandener Pumpspeicherwerks auf dem Nikolausberg. Diese Art Installation ist die Grösste in Europa. Die unterirdische Zentrale mit ihrer Dauerausstellung kann man gratis besuchen, also profitiere ich davon, zumal mich das Thema auch interessiert. Eine gute Viertelstunde für einen oberflächlichen Besuch und weiter geht es nach Bivels, ein Kilometer steigend auf Asphalt. Oben angekommen bietet sich eine schöne Sicht auf Bivels. Die Our, die hier als Staubecken umfunktioniert wurde ist jetzt sehr viel breiter als sonst bis zu ihrer Ankunft in Vianden, wo sie dann wieder ihre gewohnten Ausmasse annimmt. Am Eingang von Vianden beobachtet ein Graureiher seine mögliche Beute von einem Wasserfall aus. Vianden ist eine aussergewöhnliche Stadt. Ihr mittelalterliches Burgschloss, dessen ersten Bauarbeiten ins 5te Jahrhundert zurückreichen, ist vollständig restauriert und dient heutzutage grossen mittelalterlichen Festen und anderen kulturellen Veranstaltungen. Eine andere Attraktion der Stadt ist ein Sessellift, der Gäste 250 m höher auf einen Hügel mit angeschlossenem Restaurant-Café bringt, von dem man eine wunderbare Sicht auf die Stadt hat. Es ist der einzige Sessellift Luxemburgs. In der kleinen Stadt gibt es fast alles, Hotels, Restaurants und Cafés, oft mit schattigenTerrassen, Campingplätzen ebenso eine Jugendherberge und ein Freibad. Es ist genau Mittag und ich erlaube mir auf einer dieser schönen Terrassen zu speisen bevor es an das letzte Stück Weg geht. Ich entscheide mich das Ufer zu wechseln und auf Höhe von Roth/Our gehe ich über die Brücke um am linken, deutschen Ufer weiter zu wandern. Hier ist es viel ruhiger, weniger Autos stören meine Einsamkeit und Seelenruhe. Gentingen, dann Ammeldingen und schlussendlich Wallendorf wo die Our ohne grosses Aufheben in die Sauer mündet. Die Mündung befindet sich auf einem Campingplatz und wenn man nicht aufpasst ist man schnell daran vorbei ohne es zu merken. So geschiet es auch mir in meinem jugendlichen Elan. Also schnell wieder zurück um ein letztes Foto von der Mündung zu schiessen, wie es sich gehört. Im grossen Ganzen ist die Our einer der schönsten Flüsse Luxemburgs.
Mündung in die Sauer